Ein Spaziergang zu und mit Frida Kahlo

Beate Gruß, Vortrag beim Hoyerswerdaer Kunstverein 2016Beate Gruß schilderte am 8.September 2016 im Hoyerswerdaer Kunstverein sehr einfühlsam ihren Weg zu und im vorigen Jahr auf den Lebenspuren der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (1907 -1954). Gebannt folgte der große Kreis der Besucher dem Bericht, der in Coyoacán, dem Geburtsort der Malerin, begann, ohne Theorien oder meist überflüssige Daten zu Geschichte und Zeit auskam und doch eine völlig andere Kultur, deren Geschichte sowie gesellschaftliche Verhältnisse anhand von Bildern nahe brachte. Damit überraschte die Verehrerin der Malerin die Zuhörer ebenso, wie sie einst selbst Bildern Frida Kahlos staunend gegenüberstand, wie sie völlig unbefangen erzählte: Eines Tages habe ein neue, junge Kollegin den Platz ihr gegenüber im Jugendamt eingenommen und an die leere Wand Kopien von Bildern einer Malerin gehängt, die Beate Gruß nicht kannte. Die Motive waren ungewohnt und erst nach längerem Betrachten konnte sie diese erschließen. Die Reproduktionen zeigten Bilder von Frida Kahlo, die damals wenn nicht unbekannt, so doch ungewohnt waren. Die Neugier war geweckt! Die Sozialarbeiterin Beate begann das Werk jener Malerin zu suchen, wo immer sie es fand, in Ausstellungen in Berlin, in Hamburg und in anderen Städten.
Im vorigen Jahr begleitete sie eine Freundin nach Mexiko, da deren Tochter dort arbeitet. Dort konnte sie die Atmosphäre genießen, in der jene beeindruckenden Werke entstanden, konnte die Orte besuchen, an denen die Malerin lebte, konnte deren Sehnsucht nach Leben und die Schönheit der Kunst nachempfinden, welche die Betrachterin bisher nur aus Kopien kannte: Sie stand den Originalen gegenüber in der Umgebung, in der sie im vorigen Jahrhundert entstanden waren. Beate Gruß zeigte das heute berühmte „Blaue Haus“ in Coyoacán, das der Vater Kahlo, ein Photograph, gebaut hatte, in dem Frida Kahlo geboren wurde und aufwuchs. Heute beherbergt das Blaue Haus das „Frida Kahlo- Museum“. Hier überwandt sie als Siebenjährige die Kinderlähmung, die eine lebenslange Beeinträchtigung ihres linken Beines mit sich brachte. Zehn Jahre später beschädigte eine Eisenstange bei einem Verkehrsunfall Wirbelsäule und das Becken der Schülerin. In der langen Genesungszeit begann sie zu zeichnen, nahm dann ein Studium auf, unterrichtete auch selbst eine Zeit, dabei bildete sich ein Schülerkreis um sie, der später selbst schöpferisch tätig war, seiner bewunderten Lehrerin jedoch treu blieb. Dort begegnete sie dem bekanntesten Maler Mexikos, Diego Rivera, der in den Räumen der Schule eines seiner Wandbilder schuf. Sie heiratete ihn einige Jahre später und entdeckte für sich einen eigenen Weg als Malerin. Deren Bilder Beate Gruß vorstellte, ganz im Sinne der Künstlerin, die sagte, sie male keine Träume, sondern ihre Realität. Auf ihren Bildern – großenteils Selbstbildnissen alle eigener Schönheit - hielt sie ihr Leben mit seinen Einschränkungen, die Landschaft Mexikos, den Garten , ihren Hof ,mit Bäumen, Pflanzen und ihren Lieblingstieren fest, stellte sich aber auch den realen gesellschaftlichen Forderungen der Zeit, in dem sie engagiert für die Befreiung von Unterdrückung und Ausbeutung eintrat. Es war eine Wanderung auf den Spuren einer leidenschaftlichen Frau, die ihren eigenen Weg suchte, in Diego Rivera einen Partner fand, ohne den sie nicht leben konnte, ebenso wie er nicht ohne sie, wie Beate Gruß immer wieder betonte. Ihr Werk fand in aller Welt Freunde, auch wenn das offizielle Mexiko erst zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod dessen künstlertische Bedeutung erkannte und es zum nationalen Eigentum erklärte. Beate Gruß weckte gerade ohne große theoretische Erklärungen Freude am Schauen, Verehrung für ein schweres Leben voller bewundernswerter Bilder – und weckte auch Lust zum Reisen. Es war ein beeindruckender Spaziergang nach der Urlaubszeit. 

Selbstbildnis Frida Kahlo 1943

Das „Blaue Haus“ in Coyoacán, Geburtshaus von Frida KahloKüche von Frida Kahlo im "Blauen Haus"Atelier von Diego Rivera

 

 

 

 

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