Vergilbte Zeitungsblätter und ein Wegbegleiter, der zum Brigitte-Reimann-Spaziergang am 24. Mai 2003 wächst


brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann in HoyerswerdaAm heutigen 20. Februar jährt sich zum 30. Mal der Todestag der Schriftstellerin Brigitte Reimann, die von 1960 - ’68 in Hoyerswerda lebte. Am 21. Juli hätte sie ihren 70. Geburtstag gefeiert. So hat der Kunstverein Hoyerswerda eine Art „Reimann-Jahr“ 2003 ausgerufen.


Eine große Reimann-Ausstellung soll am 21. Juli im Schloss eröffnen; selbigentags die Stadtbibliothek den Namen der Schriftstellerin erhalten (das „Ja“ des Stadtrats vorausgesetzt) – und der Literarische Spaziergang erfährt am 24. Mai seine Neu-Auflage. Dann werden die Kunstfreunde, wie schon am 27. Juli des Vorjahres, wieder gemeinsam Stätten aufsuchen, die die Reimann einst beschrieb, werden Textpassagen aus ihren Schriften zu ebenjenen Örtlichkeiten lesen. Dazu soll es einen attraktiven papiernen „Weg-Begleiter“ geben.

Neun Jahre, über die es viel zu wenig gibt

Ursprünglich sollte es nur ein Flyer werden. Ein Faltblättchen, das relativ nüchtern wenige Daten, Fakten, Bilder und ein paar Reimann-Zitate auflistet. Aber rasch waren sich die Kunstvereins-Leute und das städtische Kulturbüro (das man in persona von Büroleiter HaJo Donath mit ins Boot bekommen hatte) einig: Das ist zu wenig! Und so ist das Projekt ausgewachsen zu einer kleinen Broschüre. Sie soll auf je einem Doppelblatt die von 12 mittlerweile auf 16 angewachsenen Stationen des Brigitte-Reimann-Weges vorstellen: ein Foto dieser Stätten zu der Zeit, wie die Reimann sie beschrieb und daneben eine oder zwei entsprechende kurze Original-Textpassage(n). Bei ausgewählten Orten soll die Vergangenheit durch Bilder vom heutigen Zustand der geschilderten Hoyerswerdaer Gebäude, Plätze und Straßen ergänzt werden. Außerdem enthält die Broschüre einen falt- und ausklappbaren Hoyerswerda-Stadtplan, auf dem der Reimann-Weg extra eingezeichnet ist und dessen Rückseite die dazugehörige Legende trägt. Nicht fehlen wird eine kurze Reimann-Biographie, bei der vor allem ihre Hoyerswerdaer/ Schwarze-Pumpe-Jahre 1960 - 1968 etwas genauer betrachtet werden. Dann gibt es einen Abriss zur Geschichte der Stadt Hoyerswerda. Auch er wird den genannten Zeitraum etwas genauer fassen, „denn gerade zu diesen Jahren ist noch unwahrscheinlich viel aufzuarbeiten“, weiß Martin Schmidt, der Vorsitzende des Kunstvereins. „Als wir uns an dieses Vorhaben gesetzt haben, haben wir erst einmal gemerkt, wie wenig da bisher geschehen ist. Wie viel es noch dem Vergessen zu entreißen gilt. Wie notwendig es ist, mit den tatsächlichen Zeitzeugen die Erinnerung aufzubewahren und aufzuschreiben. Wenn wir das schaffen, diese Zeit wieder lebendig zu machen, werden wir nicht nur über Brigitte Reimann etwas erfahren, sondern vor allem auch über unsere Stadt – und uns selbst.“ Abgerundet wird die Broschüre mit einem „Katalog“, welche Veröffentlichungen es von Brigitte Reimann gibt. „Unser Bändchen soll ja nicht das Lesen der Reimann im Original ersetzen, sondern Appetit darauf machen.“

Heute Lesungen fast verschollener Texte

Und natürlich wird auch der heutige 30. Todestag der Reimann nicht ungenutzt verstreichen: Um 19 Uhr lädt der Kunstverein ins Schloss. Beim Kamingespräch wird ein Dokumentarfilm zur Schriftstellerin gezeigt („Ich habe gelebt und gelebt und gelebt...“). Im Anschluss werden Texte gelesen, die schon fast als verschollen galten – Texte von der und über die Reimann, die von 1960 bis 1968 vor allem in der Betriebszeitung des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe erschienen, der „Sozialistischen Zukunft“. Bis 1968. Nach dem Weggang der Reimann gen Neubrandenburg war sie nicht mehr existent, war persona non grata geworden. Nicht einmal ihr Krebstod 1973 wurde dort noch mit einer einzigen Zeile erwähnt... „Auch das zeigt, wie viel «Nachholebedarf» es noch zu diesen Jahren gibt...“

Alle Kunst- und Literaturfreunde sind herzlich eingeladen – zum Abend im Schloss, und schon jetzt natürlich auch zum zweiten Reimann-Spaziergang am 24. Mai.

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