Austellungseröffnung zu Brigitte ReimannDie Stadt Hoyerswerda hat gestern auf umfassende Weise der Schriftstellerin Brigitte Reimann gedacht. Aus Anlass des 70. Geburtstages, den die Autorin gestern gefeiert hätte, erhielt die Stadtbibliothek den Namen der Künstlerin und wurde im Schloss eine neue Sonderausstellung mit dem Titel «. . . und grüßt mir den Freundeskreis – Brigitte Reimann in Hoyerswerda und Schwarze Pumpe» eröffnet. Damit kam die 1973 an Krebs verstorbene Schriftstellerin in Hoyerswerda nun zu jenen Ehren, die ihr auch zustehen.

«Brigitte Reimann hat Hoyerswerda auf die Landkarte der Literatur eingeschrieben.» So drückte es Herausgeberin Dr. Angela Drescher gestern bei der Ausstellungseröffnung im Schloss aus. Das ist etwas, worauf Hoyerswerda stolz sein kann. Dennoch war es dem Hoyerswerdaer Kunstvereinsvorsitzenden Martin Schmidt, der zur Ehrung der Reimann eine sehr persönliche und vielschichtige Laudatio hielt, wichtig, ihr Wirken noch weiter zu fassen. Denn nicht nur in ihrer Literatur kämpfte die «unbefangene, leidenschaftliche, spottlustige und nach Liebe dürstende Frau» dafür, dieser neu wachsenden Stadt aus Beton ein Leben zu geben. Auch im täglichen und realen Leben kämpfte sie diesen Kampf und stritt in einer schwierigen Zeit hart für ein Kulturhaus, einen Jugendklub, für ein Kaufhaus und eine Bummelmeile – sie stritt und eckte mit ihrer unbequemen Art bei Parteifunktionären und Betonköpfen an. «Jede ihrer Lesungen nutzte Brigitte Reimann für den Versuch, die Lebens umstände der Menschen mit zu gestalten» , sagte Martin Schmidt.
Und auch Oberbürgermeister Horst-Dieter Brähmig stellte diesen Fakt in den Mittelpunkt seiner kurzen Rede. «Brigitte Reimann wollte Urbanität für diese Stadt. Sie hat sich sehr verdient gemacht um unser Hoyerswerda» , sagte er.


Reimann - Ausstellung HoyerswerdaDie gestern eröffnete Sonderausstellung im Schloss legt von all dem Zeugnis ab. Aber nicht mit Belehrungen oder Erklärungen Außenstehender. Auf den sehr ansprechend gestalteten Schautafeln sind ausschließlich Tagebuchnotizen und Briefe der Reimann selbst verarbeitet. Wie dachte sie über die Vorgänge in der Stadt« Welche Träume hatte sie» Wie sah sie ihre Arbeit in einer Brigade des Kombinates Schwarze Pumpe? Davon erfährt man viel – und gespickt ist das ganze mit interessanten Fotos vom Neustadt-Aufbau und vielen eher seltenen Aufnahmen von der Reimann selbst. Besucher der Ausstellung sollten etwas Zeit zum genauen Lesen und Betrachten mitbringen – es lohnt sich. 
Ergänzt wird die Ausstellung von (originalen) Zeitungsberichten über die Schriftstellerin, von einer hochinteressanten Auflistung wissenschaftlicher Arbeiten über das literarische Werk der Reimann (einige Beispiele sind auch zu sehen). Die Reimann ist im Zitat von Zeitgenossen zu erleben und auch in ihren Briefen, die sie nach ihrem Weggang aus der Stadt noch oft nach Hoyerswerda schickte, an die Schmidts und andere. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert. «Vielleicht könnte aber künftig im Stadtmuseum eine ständige Ausstellung eingerichtet werden» , regte Angela Drescher an.
Prominente Gäste der Ausstellungseröffnung waren gestern neben der derzeitigen Reimann-Herausgeberin auch Walter Lewerenz, der 1974 den Roman «Franziska Linkerhand» herausgeben hatte.
Schauspielerin Martina Gedeck schaute sich neugierig in den Schloss-Räumen um. Sie wird ab Herbst die Hauptrolle bei der Verfilmung der Reimann-Tagebücher spielen. «Es ist das erste Mal, dass ich Jemanden spiele, der wirklich gelebt hat. Das ist eine große Herausforderung für mich» , sagte die Schauspielerin, die gestern ihre dunklen Haare schon auf ähnliche Weise wie manchmal die Reimann hochgesteckt hatte. Ihr Regisseur Markus Imboden bestätigte, dass man sich in Hoyerswerda mit Zeitgenossen und Freunden der Reimann trifft, «um noch mehr über diese Frau zu erfahren» . Als Filmkulisse kommt Hoyerswerda leider nicht mehr in Frage. «Die Stadt ist nicht mehr so wie zu Reimanns Zeiten, sie ist grün und voller Kultur» , war das Kompliment des Regisseurs aus der Schweiz.
Die Brigitte-Reimann-Ausstellung im Stadtmuseum Hoyerswerda ist bis zum 31. August zu sehen.

Zur Verfügung gestellt durch: Sächsische Zeitung

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.