Dr. Wessig, Görlitz, war beim Kunstverein zu Gast.Innerhalb der Reihe „Literarische Grenzgänge“ stellte er den Schriftsteller Pawel Huelle (geb. 1957) und dessen Roman „Mercedes Benz“ vor.

Pawel Huelle

Kürzlich suchte die Sächsische Zeitung nach berühmten Romananfängen. Der des Romans „Mercedes-Benz“ von Pawel Huelle könnte auch so einer sein: „Und wieder hat das Leben einen außerordentlichen Bogen geschlagen“. So beginnt und endet der Roman. Er erzählt in ironisch satirischer Weise die Geschichte Polens, insbesondere die von Danzig, dem heutigen Gdansk, der letzten siebzig Jahre.
Der Erzähler nimmt Fahrstunden auf den Straßen der völlig überfüllten Stadt Gdansk bei der hübschen Fahrlehrerin Ciwle in einem kleinen roten Fiat. Da man aber meistens steht anstatt zu fahren, wird der Fahrschüler zum vorwitzigen Erzähler, wird die Fahrstunde zur Geschichtsstunde über den Kult -Mercedes des Großvaters Karol in der Zeit um 1925 und um die Wirrungen des Lebens in dieser Stadt bis heute. Und immer , wenn das Leben einen außerordentlichen Bogen schlägt, zum Machtantritt der Nationalsozialisten, zum Beginn des zweiten Weltkrieges, während der Neufestlegung der Grenzen 1945 zwischen Polen und Deutschland und nach der politischen Wende 1990 lässt Pawel Huelle den Erzähler Familiengeschichte, Auto – Kult und Fahrunterricht so verschmelzen, so dass Fräulein Ciwle fast vergisst, dem nervösen Fahrschüler das Fahren beizubringen.
Beide verehren den tschechischen Dichter Bohumil Hrabal und beide lieben die Literatur. So entsteht ein wundervoller kleiner Roman, der natürlich mit einem außerordentlichen Bogen, den die Zeit schlägt, endet. Der idyllische Ort, an dem Fräulein Ciwle wohnte, wird eingeebnet und muss einem Neubau ohne Gesicht weichen. Ein außerordentlich liebenswertes Gesicht aber hat Pawel Huelle mit seinem Roman seiner Heimatstadt Gdansk modelliert.

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