Gestern feierte der Hoyerswerdaer Kunstfreund, Philosoph, Autor und Politiker Martin Schmidt seinen 70.Geburtstag.

Martin Schmidt beim Reimann-Spaziergang

Seien wir auf der Hut vor der größten Gefahr, die es gibt – davor, daß uns das Leben etwas Gewöhnliches wird“ – das sagt Ernst Jünger in der ersten Fassung seines Romans „Das abenteuerliche Herz“. Ein solch abenteuerliches Herz, das sich bis auf den heutigen Tag vor dieser Gefahr zu hüten gewusst hat, ist Martin Schmidt zu eigen: Wahl-Hoyerswerdaer seit 1961, Kunstfreund, Menschenfreund; in (gleichwohl nicht untertäniger) Liebe für diese seine Stadt Hoyerswerda tätig – allerdings mit dem weiten Blick, der eine besser zu ordnende Welt zum Gegenstand der Betrachtung macht; einer Betrachtung, aus der die Tat wächst.

Anregender Freundeskreis
Der studierte Theologe ging nicht den Weg, den man nach seiner Universitätszeit hätte vermuten dürfen, sondern in die Lausitzer Kohle. Im Tagebau Burghammer wurde er Kollege von Volker Braun, nachmals einer der Schriftsteller und Dramatiker, die wie sonst nur Bertolt Brecht mit ihrer Kunst sich in die Gesellschaft einmischten. Aber die Liebe zu Kunst und Literatur, zu den Schönen Künsten, ist nicht ein Ergebnis dieser eher zufälligen Begegnung, sondern innere Berufung von Martin Schmidt, der mit seiner Frau Helene damals den Freundeskreis ins Leben rief, der heute als Kunstverein lebt und das fortführt, was Schmidts seit den 60er Jahren getan haben: Kunst, auch unbequeme, nach Hoyerswerda bringen; zu Gespräch und Austausch einladen; so bereichernd das Leben jedes, der diese Einladung annahm. Denn zu aller Zeit war der Freundeskreis eine offene, öffentliche Angelegenheit. Das schützte ihn. Vor Repressalien von außen, aber auch vorm In-sich-selbst-Versinken, das Wirkungslosigkeit zeitigt.
Diese Offenheit und diese Toleranz, diese ur-demokratischen Tugenden, waren auch nach 1990 Schmidts Maximen, als er in der Hoyerswerdaer Kommunalpolitik Verantwortung übernahm: für Schulen, Kultur, Soziales. Vieles, was damals geschaffen und/ oder bewahrt wurde; es sei nur an das sanierte Schloss oder die Schulplanung erinnert, ist noch heute von größter Bedeutung für die Stadt.

Über den Augenblick hinaus
Nicht immer hat Schmidt für sein Tun Beifall geerntet; ja, bisweilen sogar Undank. „Wenn alle für uns sind, ist große Gefahr“, heißt es bei Ernst Jünger im „Mantrana“. Dem ist Schmidt noch stets entronnen, weil Gewissen und Verantwortung ihm stets weit höher standen als die (im Übrigen nur zu wandelbare) Beliebtheit des Augenblicks.
Viel müsste über Martin Schmidt gesagt werden, wollte man ihm nur annähernd gerecht werden. Über den Stadtrat. Den Gründervater des Bildungswerkes für Kommunalpolitik Sachsen. Den „Botschafter“ für Hoyerswerda. Den Bewahrer des Erbes der Schriftstellerin Brigitte Reimann. Den Träger der Hoyerswerdaer Günter-Peters-Ehrennadel und seit wenigen Tagen des Bundesverdienstkreuzes. Hier aber sei, um den Kreis zu schließen, nur noch einmal Jüngers „Abenteuerliches Herz“ zitiert – mit einem Satz, den Martin Schmidt einer Schilderung seines Tuns voranstellen müsste: „Ich habe es immer als eine wichtige Aufgabe betrachtet, einen Menschen davon zu überzeugen, wie sehr er doch selbst ein wunderbares Wesen und der verantwortliche Träger wunderbarer Kräfte ist.“

Wir gratulieren Martin Schmidt herzlich zu seinem 70.Ehrentage!

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