Vortrags - und Gesprächsabend mit Dr. Siegfried Foelz, Schmochtitz, zu Friedrich Nietzsche (1844-1900)

Friedrich Nietzsche

Wenn man sich dem Philosophen Friedrich Nietzsche nähern will, bedarf es eines wissenden Lehrers. Und ein solcher ist Dr. Siegfried Foelz in allen philosophischen Fragen seit langem beim Kunstverein. Thema des Abends waren die umstrittenen Thesen Nietzsches ebenso wie seine weitreichenden Scharfblicke.
Das Denken Friedrich Nietzsches kann in vollem Umfang wahrscheinlich nicht mehr erschlossen werden. Es reicht weit über das hinaus, was ein normaler Mensch zu denken fähig ist. Allein mehr als 6000 Titel zu seiner Philosophie wurden bisher veröffentlicht, nicht gezählt die vielen Rezensionen und Vorträge. Fündig geworden sind die Marxisten und Atheisten ebenso wie die Theologen der verschiedensten Glaubensrichtungen und alle Philosophen nach ihm.
Am meisten erstaunt die Bandbreite, die Nietzsche durchdenkt, seine poetische Sprache und seine Musikalität gleichermaßen. Das kommt in den vielen Aphorismen zum Tragen, in den geistreichen, treffend formulierten und lebendigen Sprachschöpfungen, die die Morgenröte für sein neues Denken ebenso bereit halten wie die fröhliche Wissenschaft ohne intellektuelle Überheblichkeit und die Götzendämmerung, in der alte Wahrheiten verblassen und neue heraufdämmern und der alte Gott tot ist. Diese neuen Wahrheiten bestehen für Nietzsche darin, dass er nicht mehr das im pietistischen Elternhaus erfahrene „Du sollst“ leben will, sondern nur das „Ich will“ eines geistig freien Menschen. Aus diesem „Ich will“ wurde der „Wille zur Macht“, und der Gott ähnliche „Übermensch“. Diese Aussagen wurden von den Nationalsozialisten später so missbraucht, dass der Philosoph Nietzsche für die Nachwelt fast zum Unmenschen wurde. Dass dem nicht so ist, hat Dr. Foelz ausführlich dargelegt. Nietzsches Ecce homo – Seht der Mensch, führt uns einen Menschen vor Augen, der nicht in moralischen Zwängen lebt und sich nicht an Dogmen hält, einen Menschen, der frei und freudig das Leben bejaht, der die alten Werte umkehrt und neue schafft, der dem Leben eine tiefe Ewigkeit verleihen will.
Zu beklagen an seiner Philosophie ist allerdings, dass er das „Ich“ so radikal in den Vordergrund stellt und mit der These: „Ich will, also bin ich“ das Mitmenschliche völlig ausgrenzt. Dr. Foelz sieht seine eigene Lebenshaltung eher umgekehrt: Ich bin gewollt, also bin ich. Anregung genug, sich mit Friedrich Nietzsche neu zu beschäftigen.

Zur Person:
Friedrich Nietzsche wird 1844 in Röcken bei Leipzig in einem protestantischen Pfarrhaus geboren
Schule u. a. in Schulpforta
Studium Theologie und Philologie in Bonn und Leipzig
1869 bis 1879 Professor in Basel mit frühzeitiger Pensionierung
bis 1889 freier Schriftsteller
1889 bis 1900 Geisteskrankheit
Am 25. August 1900 stirbt F. Nietzsche in Weimar
Sein philosophisches Werk ist fast unüberschaubar

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