Die Historiker Volkmar Herold und Christian Friederich der Stiftung Fürst- Pückler- Museum, Park und Schloss Branitz  
berichten über die Londonreise des Fürsten Pückler von 1826-1829, beim Kunstverein Hoyerswerda

Zeitgenössische Satire auf Pückler in london

So wie ein Bildhauer Steinschicht um Steinschicht abhebt, um ein Gesicht hervorzubringen, so heben die Historiker Volkmar Herold und Christian Friedrich Zeitschicht um Zeitschicht ab, um Hermann Fürst von Pückler – Muskau ein Gesicht zu geben. Und sie müssen feststellen, dass der „tolle“ Pückler nicht nur ein Gesicht hat, sondern viele und alle toll und interessant zugleich. Toll sollte hier eher im Sinn von abenteuerlich und tollkühn gesehen werden, gleichzeitig auch einen tüchtigen und überaus fleißigen Menschen charakterisieren, der witzig und spannend erzählen kann. An den vorangegangen Veranstaltungen hatten die beiden Historiker die Jugendzeit als Taugnichts im Schloss Muskau, dem Stammsitz mütterlicherseits vorgestellt, seinen Lebensabend auf Schloss Branitz, dem Stammsitz des Vaters beschrieben und von seinen Reisen in den Orient und durch Thüringen berichtet. Wir lernten den Landschaftsgärtner, den Abenteurer und Philosophen Pückler kennen. 
Dieses Mal galt der Vortrag dem Reiseschriftsteller und seinen tagebuchartigen Reisebriefen aus England und Irland: „Briefe eines Verstorbenen“. Pückler beschreibt englisches Leben in London und Wales, irisches in Dublin und er sieht auch die Armut in den großen Industriestädten. Er äußert sich begeistert über den englischen Landschaftsgarten, der ihm zum großen Vorbild für seine vielen Parkanlagen in Deutschland wird. Er beschreibt die reichen und vornehmen Familien, die er besucht, um eine Dame zu ehelichen, die für seine Schulden in Muskau aufkommen soll; die meisten Töchter waren sehr hübsch, aber die Mitgift zu klein, die einzige, bei der die Mitgift ausgereicht hätte, hatte herausgefunden, dass die Scheidung von seiner Ehefrau Lucie nach englischem Recht nicht gültig war und so blieb es denn bei den Schulden und den verausgabten Spesen. Für die Nachwelt allerdings war dies ein Gewinn. Die Kritiker stellten sein schriftstellerisches Talent in eine Reihe mit Heinrich Heine, und Goethe beschreibt das Buch als ein für Deutschlands Literatur bedeutendes Werk. Einen Teil der Schulden konnte er aus dem Erlös nun doch begleichen.
Volkmar Herold und Christian Friedrich gaben dem Vortrag einen spannenden Rahmen, indem der Verleger Francke den Fürsten Pückler zu Politik und Technik, zu Mode und Theater, zu Frauen und Pferderennen befragt und Pückler mit Zitaten aus seinen Briefen scharfsinnig und ironisch zugleich antwortet. Man kann gespannt sein, welche Facette Pücklers beim nächsten Vortrag gezeigt wird.

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