Pücklers Reiseerlebnisse während des Aufenthalts in London, der Metropole der Welt von 1827-1829  Vortrag von Volkmar Herold und Christian Friedrich.
Gemeinsame Veranstaltung Kunstverein – Stadtmuseum – Gesellschaft für Heimatkunde.

Volkmar Herold und Christian Friedrich, von rechts

Man könnte fast annehmen, der Kunstverein sei einer „Pückleromanie“ verfallen. Das liegt aber nur daran, dass Pückler selbst einer Skriptomanie huldigte. Dieser seiner Schreibsucht ist es zu verdanken, dass wir heute so vieles Gescheites bei ihm nachlesen können. In seinem Nachlass befinden sich 80.000 handgeschriebene Seiten an Briefen Reiseberichten, wissenschaftlichen und philosophischen Notizen.
Während seiner London-Reise schreibt er an seine formal von ihm geschiedene Frau Lucie, dass er gleichzeitig an vier Tischen arbeitet, je ein Tisch für Tagebuch und Schriftstellerei, einer für die „Kopirmaschine“ und ein Tisch für die Geschäftssachen. Für die letztere Tätigkeit wird nur wenig Zeit geblieben sein, denn er lebte zeitlebens mit großen Schulden. Die Schulden waren bekanntlich auch der Grund für seine London- Reise: er suchte eine neue reiche Frau. Leider fehlgeschlagen, desto erfreulicher aber seine Reiseberichte, die uns noch heute faszinieren.
Gelernt hat er das Briefe schreiben bei den Romantikern, aber er hat nicht wie sie die Dinge verklärt, er hat sehr klar auch das schwere Leben der Industrie- und Landarbeiter gesehen und damit eine völlig neue Form der Beurteilung gesellschaftlicher Verhältnisse literarisch salonfähig gemacht.
Seine Beschreibung des englischen des Theaters, das eher einem Jahrmarkt gleicht, die Aussagen zur Doppelbödigkeit des englischen Hochadels in Parlament und Bordell, die Betrachtungen zur englischen Gartenbaukunst und die Beschreibung von Industrieanlagen zeugen von einer brillanten Erzählkunst.
Diese Briefe wurden unter dem Titel „Briefe eines Verstorbenen“ erstmals 1831 in München verlegt und wurden zum Bestseller. Zu den Reiseberichten gehören noch vier große Erinnerungsalben mit Zeichnungen, Karikaturen und Randbemerkungen Pücklers.
Ebenso erfrischend war der von Christian Friedrich und Volker Herold vorgetragene Dialog zwischen Hermann Fürst von Pückler-Muskau und seinem Verleger Franck, der die Zuhörer heiter und zugleich nachdenklich stimmte.

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