Martin Schmidt, ein Wegbegleiter des Schriftstellers Günther Rücker, erinnert an den verstorbenen Künstler.
Zu den vielfältigen kulturellen Anregungen, die der Freundeskreis der Künste und Literatur für Hoyerswerda vermittelte, gehörten auch Hörspielabende und Begegnungen mit deren Autoren. Die Reihe begann im Oktober 1974 mit dem Hörspiel „Lisa“ von Günther Rücker, seitdem kam dieser Autor mindestens einmal jährlich in diesen Kreis.
Zu erinnern wäre an die Hörspiele „Porträt einer dicken Frau“ oder „Geben sie mir die Ehre und trinken sie ein Glas Tee mit mir“ – ein eindrücklicher Monolog von Wolfgang Heinz – oder „Die Frau im Spiegel“, bei dem Jutta Wachowiak ihn begleitete, wie auch zur Diskussion ihres gemeinsamen Films „Die Verlobte“ im Jahr 1980.
Die Hörspiele wurden gemeinsam angehört, der Film besucht und dann lange diskutiert. Günther Rücker stellte in Hoyerswerda auch seine Bücher vor, las seine Erzählungen und war ein begeisternder Diskussionspartner, der selbst schüchterne Zuhörer zum Sprechen brachte. Jede Begegnung mit Günther Rücker – ob im Kulturbund-Klub oder im Deutschen Theater – führte zum Gedankenaustausch über unser gemeinsames Leben und über brennende Aufgaben der jeweiligen Zeit. Der Schriftsteller Günther Rücker der seit 1952 als Autor von Gegenwartshörspielen tätig war, interessierte sich lebhaft für unser „Leben in der Kohle“, für unsere Fragen an die Kunst, er akzeptierte Kritik und versuchte die Sichtweise aus praktischem Leben zu verstehen.
Er folgte dem Grundsatz, jeder Gesprächsteilnehmer müsse das aussprechen, was er auf dem Herzen habe, sonst fühle er sich betrogen“, und er verdiene angehört zu werden. Denn es ginge darum, „ die Angst zu verlieren und der eigenen Erkenntnis und dem Gewissen zu folgen“.
Günther Rücker, der Hoyerswerda wiederholt als „meine Gegend, in der ich mich wohlfühle“ bezeichnete, starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren in Meiningen.