Der Hoyerswerdaer Kunstverein stellte am Mittwoch dieser Woche im Schloß Hoyerswerda anlässlich des 120. Geburtstags und des 60. Todestages der schwedischen Rot-Kreuz-Schwester Elsa Brändström in einem Gespräch am Kamin Leben und Wirken dieser ungewöhnlichen Frau vor.

Elsa Brändström

 Hartmut Zschorlich, 2. von links

Mehr als 160 Straßennamen in Europa, 41 Heime und Schulen tragen ihren Namen und erinnern an die Frau , die „ Engel von Sibirien“ genannt wird. Wollte man mit Zahlen fortfahren, so wäre an etwa 100 000 Gefangene des ersten Weltkrieges zu erinnern, denen sie das Leben rettete, etwa 1 Millionen Menschen gab sie Hoffnung in den Wirren in und nach dem ersten Weltkrieg. Dazu gehört auch die Tatsache, dass sie in Altmittweida bei Chemnitz das Heim Neusorge für die Kinder der Soldaten schuf, die sie in Sibirien zum Tod begleiten musste, das Kurbad Marienborn in Schmeckwitz bei Kamenz, wo sie von 1922 – 1930 Heimkehrer aus Sibirien betreute.
Kein Wunder, dass Dr. Seiters, der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Veranstaltern und Gästen Grüße und Glückwünsche zu dieser ihrer Initiative schickte.
Am Abend im Kunstverein stand das Anliegen dieser ungewöhnlichen Frau im Mittelpunkt. Dazu las Helene Schmidt Texte aus Elsa Brändströms Buch „Unter Kriegsgefangenen in Russland und Sibirien 1914-1920“ und aus einer Rede, die sie auf der Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum 1925 in Stockholm gehalten hatte.

Elsa Brändström-Haus in Schmeckwitz

„Sich kennen lernen und sich verstehen sind die Brückenköpfe; an die Menschheit glauben und sich für sie begeistern können, sind die Pfeiler, auf denen die Liebearbeit ruhen muß, wenn sie der Völkerversöhnung dienen soll.“ Dieses Resümee war auch die Grundlage ihres Handelns.
Dies zeigte Hartmut Zschorlich, der das noch bestehende Haus des Marienbades in Schmeckwitz in eigener Initiative wiederherstellte und damit einen Ort schuf, an dem die Besucher sowohl dieser Frau in einer Ausstellung begegnen als auch selbst Ruhe in einem Ferienhaus finden können. Dieses doppelte Angebot entspricht der Lebensmaxime Elsa Brändströms, wie es in einem Dokumentar-Film zu sehen war.

Der Mut dieser jungen Frau, ihr Eintreten für das Leben anderer Menschen ist bewundernswert. Sie teilte mit den Gefangenen das Lagerleben in Sibirien und trotz tödlichen Krankheiten und Todesurteilen der unterschiedlichen Bürgerkriegsparteien nach der Revolution in Russland – verließ sie ihren selbst gewählten Platz an der Seite der Kranken, der fern von der Heimat Sterbenden nicht. Sie vermittelte den anderen immer wieder Hoffnung und Mut, ihr Leben zu gestalten, sich nicht aufzugeben. 
Diese konsequente Haltung behielt sie auch gegenüber dem Nationalsozialismus bei, dessen Versuch, sie in seiner Propaganda zu vereinnahmen, setzte sie ein eindeutiges „Nein !“ entgegen und ging ins Exil.
Mit dem Elsa Brändström-Haus in Schmeckwitz erhielt die Familie Barbara und Hartmut Zschorlich in knapp fünf Jahren ein Stück Geschichte unsere Region, die sie in ihrer Haltung von Toleranz und Achtung vor dem Anderen beweist. Dieses betonten alle Besucher in der anschließenden Diskussion, über der wie über dem ganzen Vortragsabend das Wort Elsa Brändströms stand „ Die größte Vergeudung unseres Lebens besteht in der Liebe, die nicht gegeben wird.“

 

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