Dr. Wolfgang Wessig stellt Margarete Steffin (1908-1941) vor, anlässlich ihres 100. Geburtstages am 21. März 2008.

Dr. Wessig

Brecht und die Frauen! Wer nun spannende erotische Geschichten vermutet, wird enttäuscht, denn Dr. Wessig sucht Spannung an einer anderen Stelle, er sucht sie beim Entstehen von Literatur, beim Entstehen von großer Literatur, die in einer fruchtbaren Arbeits- und Liebesbeziehung zwischen Bertold Brecht und Margarete Steffin entstanden ist. Das war in den Jahren von 1931 bis zum Tod von Margarete Steffin 1941. 
Kennengelernt haben sich Brecht und Steffin im Berliner Theater am Schiffbauerdamm. Margarete Steffin war ein Multitalent, sie war Schauspielerin, Übersetzerin für mehrere Sprachen und eine sehr einfühlsame Schriftstellerin. Das alles, obwohl sie nie eine höhere Schule besucht hatte. Während der Zeit mit Brecht war sie für ihn Sekretärin, Lektorin und in vielen Fällen Ratgeber und Ideengeber für Theaterstücke, die später weltberühmt wurden, so zum Beispiel „Galilei“, „Der gute Mensch von Sezuan“, „Puntila“, „Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ und „Furcht und Elend des dritten Reiches“.
Sie selbst schreibt Kurzgeschichten, die von tiefer Menschlichkeit und von einer außergewöhnlichen Beobachtungsgabe künden. Eine Auswahl davon stellte Dr. Wessig vor. Ihre Sprache ist klar und poetisch zugleich und die Zuhörer sind ergriffen von den einprägsamen Bildern, die sie über die Schwester Hoppchen und über die Solidarität der Frauen beim Schlange- Stehen im Laden in Worte kleidet. Ihre politische Solidarität gilt überhaupt den Frauen, sie fordert Anerkennung der geistigen Leistung von Frauen, die sie bei Konfutse vermisst. Mit ihrer Erzählung „Konfutse versteht nichts von Frauen“ will sie Brecht davon abhalten, diesem chinesischen Philosophen ein größeres Werk zu widmen, weil er von Frauen eben nichts versteht. Und auch diese Erzählung fasziniert.
Margarete Steffin

Zu Lebzeiten hat Margarete Steffin keines ihrer Werke veröffentlicht, vielleicht aus Respekt vor der Größe Brechts, der Respekt für ihren Anteil an dessen Ruhm wird ihr erst heute zuteil.
Zur Ehrenrettung Brechts allerdings muss gesagt werden, dass er einen Nachruf geschrieben hat, der ihre Verdienste sehr wohl würdigt und das wechselseitige Geben und Nehmen verdeutlicht:
Mein General ist gefallen - Mein Soldat ist gefallen - Mein Lehrer ist weggegangen -
Mein Schüler ist weggegangen - Mein Pfleger ist weg - Mein Pflegling ist weg.

Zur Person von Margarete Steffin:
1908 in Berlin geboren, Höhere Schulbildung wegen einfacher Verhältnisse nicht möglich
1931 neben Broterwerbsjobs Schauspielerin in Berlin, Mitglied der KPD
bis 1933 Mitarbeiterin bei Brecht in Berlin
1933 Emigration mit Bertold Brecht und Helene Weigel nach Dänemark, über Schweden und Finnland in die Sowjetunion mit dem Ziel der Auswanderung in die USA
1941 stirbt Margarete Steffin in Moskau an Tuberkulose

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