Dr. Wolfgang Melzer und Katja Schäfer aus Steina bei Kamenz erfreuten die Hoyerswerdaer Zuhörer mit einem musikalisch-literarischen Programm zu Georg Christoph Lichtenberg (1742 -1799).

 Georg Christoph Lichtenberg

Mochte manchem dieser Philosoph der Aufklärung sehr fern scheinen, bewiesen die Texte des Programm doch die unmittelbare Nähe zur Gegenwart: „Wenn sich etwas ändert, ist nicht gesagt, dass es besser wird; damit jedoch etwas besser wird, muss es sich ändern.“ Musik von J.S. Bach und G. Ph.Telemann, von Katja Schäfer ebenso schwungvoll wie einfühlsam interpretiert, begleitete nicht nur Vortrag und Lesung, sondern gab dem Abend zu dem Strahlen des Geistes und der Sonne auch die Ruhepunkte, die die zum Genießen der Worte des immer noch berühmten Mannes notwendig waren.
Trotz seines kurzen Lebens, dazu noch belastet von zahlreichen Krankheiten, arbeitete Lichtenberg unermüdlich als Professor für Experimentalphysik, entdeckte die Bipolarität des elektrischen Stromes – also plus und minus - , erfand den Blitzableiter, schuf ein Brandschutzsystem und arbeitete an einer Rechtschreibreform, nahm als Einzelner klüger vorweg, was in unseren Tagen die Bundesrepublik jahrzehntelang in Atem hielt und Unmengen von Geld verschlang. Kein Wunder, dass von den 380 Studenten, die damals an der Universität Göttingen immatrikuliert waren, allein 100 im Hörsaal von Lichtenberg saßen.
Sie freuten sich gewiss über die geistreichen Erkenntnisse ihres Professors, die so gut formuliert sind, dass sie nicht nur 1400 Seiten der „Sudelbücher“ Lichtenbergs füllen, sondern diese auch immer wieder nachgedruckt werden. Die Kunstfreunde aus Hoyerswerda und Umgebung lauschten Dr. Melzer mit wachsendem Vergnügen, ging es doch durch viele Bereiche menschlichen Lebens: von der Ehe, von Charakteren, von alltäglichen Lebensgewohnheiten, von Liebe und immer wieder von Sprache, iher Schönheit und ihrem Missbrauch .
„Er schreibt, dass selbst den Engeln der Verstand stille steht“, sagte Lichtenberg über einen Schriftsteller, denn „es gibt Dummheiten, da wird man vor Scham rot - selbst im Dunkeln.“ Lichtenberg, der so scharf formulierte und damit gewiss manchen Zeitgenossen ärgerte, hatte „Vorsicht“ zum Hauptwort seines Denkens gewählt, da „sich vom Wahrsagen wohl in der Welt leben lässt, aber nicht vom Wahrheit sagen“. Bei aller Schärfe im Ablehnen mancher Theorien – wie der Physiognomie Lavaters, der aus der Kopfform eines Menschen den Charakter desselben erkennen wollte – oder auch von Kunstwerken z.B. von Goethes „Werther“ blieb Lichtenberg mit seinen beiden Zeitgenossen in freundlichem, offenen Gespräch verbunden, achtete und schätzte sie. Menschlichkeit stand bei ihm höher als Vorurteil, denn Denken sei die Daseinsweise des Menschen, daher sei alles zu prüfen, was vor einem gewesen sei, auch die eigene Worte, meinte Lichtenberg, denn „nicht alles sei vernünftig, was man mit einem ernsten Gesicht tut.“

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.