Elena Rodchenkowa, Hans Jürgen Döring und Benno Budar lasen am Sonntag im Schloss Hoyerswerda.

Elena Rodchenkowa und Benno Budar

Zum 30. Fest der sorbischen Poesie konnte der Hoyerswerdaer Kunstverein am Sonntag im Schloss nicht nur Poeten von nah und fern begrüßen, sondern seine Mitglieder und Gäste erlebten einmal mehr, wie schnell sich Gemeinsamkeit über Kunst vermitteln lässt. Der weitest gereiste Gast war Elena Rodchenkowa aus Sankt Petersburg. Ihr zur Seite war Hans- Jürgen Döring aus Worbis/Thüringen, der als Dichter mit Jürgen Fuchs zusammen zu schreiben begann. Unmittelbar aus der Nachbarschaft kam der in Wittichenau geborene sorbische Dichter Benno Budar, der als Lektor im Domowina-Verlag seine Laufbahn begann. Als Moderator fungierte sein Studienfreund, der Journalist und Autor Alfons Wicaz-Lehmann, der stellvertretende Vorsitzende des sorbischen Künstlerbundes. Der österreichische Schriftsteller Peter Handke war leider verhindert. Das tat der Matinee keinen Abbruch, denn die Gäste wussten ihre Zuhörer sehr geschickt einzufangen und mit ihren Texten zu fesseln.
Menschliche Dimensionen
Das Spektrum der Textgestaltung war erfreulich weit und vielfältig. Hans-Jürgen Döring regte zum einen mit einfühlsamen, kurzen Gedichten zum Nachdenken an. Er ließ diesen Gedichten aus seinem Buch „Theatrum mundi" Balladen folgen, die bildreich Geschichten erzählten, wie das „Märchen vom Schlaraffenland", von dem geträumt wird, das jedoch keiner erarbeiten kann. Die Bitte seines Gedichts „Lasst mich unter euer Dach, da wird meine Seele gesund" entsprach der menschlichen Dimension, die Dörings Geschichte bestimmt. Diese Haltung nahm Elena Rodchenkowa sowohl in den Bildern als auch im Vortrag auf Sie trug ihr „Liebesgedicht" einfühlsam, verhalten, eindringlich, voller Sehnsucht vor, dass auch die Zuhörer, die des Russischen nicht so mächtig waren, sich ohne Übersetzung in die Stimmung des Gedichts hinein genommen fühlten. Benno Budar übersetzte die Gedichte zuerst in die deutsche, dann in die sorbische Sprache und genoss die Freude der Autorin wie der Zuhörer, denen die sorbische Fassung näher am Original zu sein schien. Die Melodie der slawischen Sprachen ähnelt sich. Das macht einen Teil ihres Zaubers aus, den Alfons Wicaz in die Worte fasste „Poesie klingt wie Musik".
Benno Budar, in Wittichenau geboren und bis vor kurzem Chefredakteur der sorbischen Kinderzeitung, lockte mit schauspielerischem Geschick die Zuhörer zu den heiteren Seiten des Lebens, die er in schwungvollen Versen voller Bilder, Heiterkeit und Überraschungen festhält und den Hörern mit Rhythmus, fast im Stakkato vortrug. Da war von Farben am Bautzener Dom zu hören, die der Dichter von Besuchern beschreiben ließ, indem er graziös mit Stimmmodulationen arbeitete, von „Ratten in Bautzen" oder Kurzgeschichten zur Geschichte der Sorben.

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