Szenische Lesung mit Schülern der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Berlin, Leitung: Ines Geipel.
Gemeinsame Veranstaltung des Kunstvereins Hoyerswerda mit der BSTU Berlin und dem Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen in der Lausitzhalle Hoyerswerda.

Ines Geipel (Mitte)

Ines Geipel ist Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. „Unter Verschluss“ nennt sie eine szenische Lesung über in der DDR verbotene Literatur und stellt diese den entsprechenden Berichten der Staatssicherheit gegenüber. Unter Verschluss bedeutete ein Ausgrenzen in zweifacher Hinsicht, das Wegschließen von Büchern und das Wegschließen ihrer Verfasser gleich mit. Ines Geipel und Joachim Walter haben Texte dieser Autoren in einer „Verschwiegenen Bibliothek“ zusammengestellt und herausgegeben; nach 20 Jahren sollen sie eine angemessene Würdigung erfahren.
Als besonders eindrucksvoll erwies sich die Würdigung in einer szenischen Lesung, die Schauspielstudenten des 2. Studienjahres der Hochschule „Ernst Busch“ gestalteten, eine Collage aus Texten, die sie selbst auswählten, die sie zu verstehen suchten, die sie mit ihren mimischen Fähigkeiten bereicherten und so eine tief berührende Aufführung gestalteten.
Jung wie sie selbst heute, waren die Autoren damals, deren Texte sie vortrugen und deren literarische Träume sich nicht entfalten konnten, die anklagend mit den Worten von Ralf-Günter Krolkiewicz fragten, ob da niemand um neun Uhr in der Früh mit geöffneten Augen durch die Stadt ging als er verhaftet wurde? Zu hören und fühlen sind außerdem emotionale, verzweifelte Gedichte von Edeltraut Eckert aus ihrer Haftzeit im Frauengefängnis Hoheneck, Gedichte von Hannelore Becker und Texte von Gabriele Stötzer, Inge Müller, Thomas Körner u.a. Bei einigen Manuskripten fragt man sich, was zum Beispiel wohl staatsgefährdend sei, wenn einer ein nächtliches Gespräch eines betrunkenen Ehepaars niederschreibt, laut und frivol geführt an der Haustür um den vergessenen Hausschlüssel?
Dass die Zuhörer tief beeindruckt waren, lag nicht nur an dem Geschriebenen, sondern auch am gesprochenen Wort, an Engagement und Talent von Mara Widmann, Thomas Halle, Julian Keck und Sergej Lubic, die wunderbar, fast ohne Requisiten agierten und den Zuschauer in ihr Spiel hineinnahmen, mit ihm die Nöte und Ängste teilten, von denen die Rede war.

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