Eine Exkursion des Hoyerswerdaer Kunstvreines zur Ausstellung "Bilderträume" in die Neue Nationalgalerie, Berlin.

Vor der Neuen Nationalgalerie

Dass Reisen ein doppeltes und dreifaches Leben bedeutet, hat der Kunstverein Hoyerswerda nicht nur in seinen literarischen und geistigen Streifzügen vermittelt, sondern auch immer ganz praktisch beim Besuch von besonderen Kulturveranstaltungen in der Nähe und in der Ferne. In diesem Jahr war Berlin das Ziel der Reise. Besucht wurden in der Neuen Nationalgalerie die Surrealisten, Maler wie Max Ernst, Hans Arp, Joan Miro, Hans Bellmer, Salvador Dali, René Margitte, Frida Kahlo, Pablo Picasso, Diego Rivera, André Masson, Neo Rauch und viele, viele andere. Surrealismus bedeutet etwa so viel wie über der Realität, wie in Trance. So sind auch die Bilder zu verstehen, außerhalb jeder Realität, aber nicht außerhalb des Lebens, sonder mittendrin im Leben, zwischen Tristesse und Massaker, eine Welt zwischen der Idee und der wirklichen Welt, wie sie nicht menschlicher sein könnte. Eine Welt, die bürgerliche Konventionen ablehnt und der Phantasie freien, unendlichen Raum lässt. Nicht nur die Inhalte stellen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Provokation dar, es werden außerdem neue Maltechniken wie Collage, Frottage oder Grattage ausprobiert. Besonders wird Max Ernst (1891-1976) in dieser Ausstellung gewürdigt, als Ideengeber für neue Inhalte und neue Techniken.

Nolde Dependace, Berlin, Jägerstarße

Es ist schon beeindruckend, dass diese Bilder alle aus einer Privatsammlung stammen und zu einer Zeit gesammelt wurden, als diese Maler entweder zur „entarteten Kunst“ zählten oder noch gar keinen Namen in der Kunstszene hatten. Dieses „Entartetete“ hatte zur Folge, dass europäische Künstler emigrieren mussten und in den USA auf Gleichgesinnte trafen und so eine sehr internationale eigenständige Kunstrichtung entstand, die auch von den Literraten mitgetragen wurde.
In einer weiteren Ausstellung „Le Corbusier- Kunst und Architektur“ im Martin- Gropius- Bau war das Erstaunen groß, dass Le Corbusier (1887-1965) nicht nur eine begabter und visionärer Architekt war, sondern dass er auch Bilder und Skulpturen gefertigt hat, die man ebenfalls dem Surrealismus zuordnen könnte. Er ist einer, der Phantasie und handwerkliches Können zu Bleibendem vereint hat, der für die Lebenden nach den Weltkriegen menschliche Wohnungen schuf und gleichzeitig eine Synthese von lebendigem Stadtraum, Innenarchitektur und Malerei anstrebte.

Gut gewählt war außerdem der Besuch der Ausstellung „Mit verschnürten Händen- Ungemalte Bilder- von Emil Nolde“ in der Jägerstraße, Nähe Gendarmenmarkt. Emil Nolde (1867-1956) malte Zeit seines Lebens Bilder voller Inspiration und von berauschender Farbigkeit, die nach seinen Worten „heben und beleben und dem Beschauer einen Vollklang vom menschlichen Leben und Sein geben sollen“. Seine Kunst galt während des Faschismus ebenfalls als „entartet“, er erhielt 1941 Malverbot und seine Bilder wurden beschlagnahmt und gingen zum großen Teil verloren. Mit „verschnürten Händen“ malte er danach in Seebüll heimlich mehr als 1300 kleinformatige Skizzen, um sie später zu Gemälden auszuarbeiten, 48 davon wurden später tatsächlich umgesetzt und etwa 300 davon waren zu sehen.
Alle drei Ausstellungen betonten den Sinn von Kunst und Kultur fast identisch und zwar etwa so, dass sich die Kunst weit außerhalb des Wirklichen, im Fantastischen, bewegen muss, um den Menschen in der Wirklichkeit zu erreichen.

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