Vortrag von Dr. Siegfried Foelz, Schmochtitz, über den jüdischen Philosophen Leo Baeck (1873-1956) beim Kunstverein Hoyerswerda.

Martin schmidt und Dr. Foelz v.l.

Es ist schon schwierig, die Inhalte von philosophischen Werken zu verstehen, noch schwieriger ist es, diese in allgemein verständlicher Form zu übermitteln, und zwar so, dass Denken und Nachdenken den Zuhörern Spaß macht. Diese Gabe besitzt Dr. Siegfried Foelz in hohem Maße und es zeugt davon, dass er sich sehr gründlich in die Betrachtungsweise eines jeden Philosophen, den er vorstellt, hineinversetzt. Es bereitet ihm sichtlich Freude, seine Erkenntnisse dann auch weiter zu geben. Die Zuhörer beim Hoyerswerdaer Kunstverein sind ihm deshalb immer wieder dankbar dafür. 
Dieses Mal war nun Leo Baeck der Mittelpunkt des Interesses. Leo Baeck war ein moderner, liberaler deutscher Rabbiner, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das jüdische Leben und Denken in Deutschland maßgeblich repräsentierte. Geboren wurde er am 23.Mai1873 in Lissa, dem heutigen Leszno in Polen. Seine Vorfahren waren Rabbiner, er studierte in Breslau und Berlin. 1912 wurde er Gemeinderabbiner der jüdischen Gemeinde in Berlin, die damals 150.000 Mitglieder zählte. Gleichzeitig war er Dozent an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. 1933 wurde er Präsident der Reichsvertretung der deutschen Juden, er versuchte, zwischen den jüdischen Gemeinden und der Reichsregierung zu vermitteln und Unrecht zu verhindern. Er hatte keine Chance. 1943 wird er nach Theresienstadt deportiert, für seine Mithäftlinge wird er Seelsorger und Kamerad zugleich. Nur durch Zufall entkommt er selbst dem Vernichtungstod. Nach der Befreiung 1945 geht Leo Baeck nach London, hier stirbt er am 2. November 1956.
Angele Merkel erhält den Leo-Baeck-Preis

Sein philosophisches Werk ist eine sehr tiefgründige Analyse des Judentums. Immer wieder spricht er von der Hoffnung, dass seinem Volk Friede und Gerechtigkeit widerfahren möge und dass allem Schrecklichen, was dem jüdischen Volk widerfährt, auch eine Heilsgeschichte innewohnt. Die Geschichte und damit auch die Heilsgeschichte des Jüdischen Volkes waren Thema in allen seinen Überlegungen: denn nur wer seine Geschichte von gestern im Heute bewahrt, kann für morgen arbeiten. Und so versucht er nicht nur zwischen den jüdischen geistlichen Strömungen zu vermitteln, er sucht auch die Nähe zum Christentum, das viel mehr im jüdischen Glauben verwurzelt ist, als mancher wahr haben will. Nach seiner Erklärung hat jede Religion rationale und gefühlsbetonte romantische Elemente. Im Judentum haben die romantischen Elemente nur eine begleitende Funktion, im Christentum treten diese weit stärker in Erscheinung, sie sind oft wichtiger als das Gebot. Das Gebot wiederum ist die wichtigste Grundlage des Judentums. Für ihn ist auch Jesus ein Pharisäer, einer, der das Gebot Gottes weitergibt, einer, der in seinem Leben das Reine des Judentums offenbart. 
Dr. Foelz beklagt, dass Leo Baeck kaum bekannt ist in Deutschland. Und es ist zu hoffen und wünschen, dass die Denkansätze Baecks viel stärker in den Dialog der großen Religionen untereinander einbezogen werden.

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