Vortrag von Dr. Wolfgang Wessig, Görlitz,über den Schriftsteller Arno Schmidt (1914-1979).

Dr. Wessig beim Kunstverein

Pegasos, das geflügelte Pferd, verleiht den Dichtern geflügelte Worte. Einer, der mit diesen geflügelten Worten brillant jonglieren konnte, war Arno Schmidt, ein leider in Vergessenheit geratener deutscher Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 
Zu den wichtigsten Obliegenheiten von Dr. Wessig gehört seit Jahren, die Spurensuche nach eben jenen vergessenen Schriftstellern, die ihre Spuren auch in der Lausitz hinterlassen haben. Arno Schmidt nennt die Lausitz ein in vielfachen Beziehungen nachdenkliches Gebiet. Er fabuliert tiefsinnig und spitzfindig zugleich über Christian Weise und Lessing, über Pückler, Muskau und Leopold Schefer und über das friedliche Miteinander zwischen Slawen und Deutschen diesseits und jenseits von Oder und Neiße seit Jahrhunderten.
Ein Grund für Dr. Wessig, mehr von diesem Dichter zu erfahren. Und so erschließt er für sich und die Zuhörer ein Werk, das wortgewandt und klug in feinsten Nuancen den Alltag vor und nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland widerspiegelt. Die Ostdeutschen fallen seinem Spott ebenso zum Opfer, wie die Westdeutschen.
Geboren wurde Arno Schmidt 1914 in Hamburg. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie 1928 nach Lauban in Schlesien. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft lebte Arno Schmidt in Westdeutschland, ab 1958 in Bargfeld in Niedersachsen.
Bücher sind meine Leidenschaft; doch leider kann ein Mensch in seinem Leben nur 3150 Bücher wirklich lesen, und deshalb muss sorgfältig ausgewählt werden. Auf der anderen Seite wiederum ist das Lesen schrecklich, weil uns die Dichter ihre Gedankengänge regelrecht aufzwingen wollen. Wenn ich aber nichts lese, so bin ich gezwungen, mich eigenen Gedankengängen zu überlassen, doch davor möge mich Gott erst recht bewahren, so Arno Schmidt.
In diesem Spannungsfeld zwischen Bejahen und Verneinen bewegen sich die meisten seiner Erzählungen und Essays, in denen Wortfindungen, wie, dass die Nachbarn hinter der offenen Balkontür zum Ärger der Anwohner schallplatteten oder dass in den muskulösen Händen eines Fernfahrers viele Ohrfeigen ruhen. Die Fernfahrer waren überhaupt sein Ideenfundus. Bei ihnen in der Kneipe konnte er die große weite Welt erleben, ohne selbst auf Reisen zu gehen. Aus diesem Milieu stammt auch die Geschichte „Mein Vater war Trommler beim Zaren“. Eine füllige redselige Frau lässt jeder ihrer Erzählungen die Sätze folgen, „mein Vater war Trommler beim Zaren und bei mir ist alles Natur“. Es lohnt sich, mehr von Arno Schmidt zu lesen.

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