Bei der jüngsten Matinee des Kunstvereines stand der Schriftsteller Franz Kafka im Mittelpunkt.

Die Akteure, links vorn

Zur Sonntagsmatinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins war der Schlosssaal gut gefüllt, bemerkenswert der hohe Anteil jugendlicher Besucher. Die Veranstaltung stellte den berühmten Prager Schriftsteller Franz Kafka (1883 bis 1924) vor. Die Zuhörer sollten Kafkas innere Welt kennen lernen, die als ein Schlüssel zu seinem Werk verstanden werden kann. 
Jost Hasselhorn und Angelika Leonhardi aus Dresden lasen einige Ausschnitte seiner Erzählungen und Tagebuchauszüge, Konstantin Jahn begleitete sie mit Meditationen und Improvisationen auf dem Saxophon. Texte und Musik gingen eine schöne Symbiose ein, deren Wirkung die Zuhörer rasch und nachhaltig erfasste. Beide Kunstformen gemeinsam schufen eine Atmosphäre, die den zerrissenen Menschen Kafka sichtbar machte.
In dieser Lesung wurde das Spannungsfeld zwischen Kafkas innerer und der äußeren Welt spürbar, in der er lebte. Er war stets hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch nach Einsamkeit und den Gesprächen mit seiner Familie und Freunden, ohne die er auch nicht sein wollte und konnte. Er spürte die wachsende Entfremdung zwischen sich und seinen Mitmenschen und hatte das Gefühl, sich in der äußeren Welt schlecht einfügen zu können. Franz Kafka haderte ständig mit seinen schöpferisch-schreiberischen Möglichkeiten, die er für unzureichend hielt und suchte nach seinem Platz in der Welt. Manchmal fühlte er sich von seinen eigenen Gedanken bedroht, erlebte Angstzustände. Je mehr er unter der 1917 festgestellten Lungentuberkulose litt und je kränker er wurde, desto mehr beschäftigte sich Franz Kafka mit seinem Weg vom Leben zum Tod. Er schrieb darüber in Gleichnissen und Geschichten, sah unausweichlich sein Ende voraus. Vor seinem Tod 1924 bat er seinen Freund Max Brod in einem Brief, all seine Manuskripte zu vernichten, weil er der Meinung war, er „habe nichts mitzuteilen, niemals, niemandem.“ Dieser hatte sich nicht daran gehalten und rettete so viele einmalige Texte der Weltliteratur.
(Sächsische Zeitung)

 

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