Anlässlich des 80. Geburtstages von Siegfried Pitschmann erinnerte der Kunstverein an einen Schriftsteller, der einst in Hoyerswerda lebte.

Bücher von SiegfriedPitschmann

„Das Alte geht einem nach, sagt man, oder es holt einen gelegentlich ein“, diese Passage aus Siegfried Pitschmanns(1930-2002) Rede zum St. Barbaratag im Dezember 1993 beschreibt die Atmosphäre beim Gespräch am Kamin des Kunstvereins, gefolgt von dem Geständnis: „Aber genau dieses Ackerbürgerstädtchen, irgendwie zärtlich und mit Gruß ans Sorbische Hoywoy genannt, mit seinem wenig urbanen, unschönen Riesenfortsatz aus dem Fertigteil-Baukasten, seinem Umfeld samt Großfabrik dort draußen sollte unversehens zu einem Schicksalsort werden – wenigstens für eine kleine Epoche lang für mich,…“. Höhen und Tiefen seiner Entwicklung, seine Prägung in der Familie und der Weg in die Fremde, das Lösen aus der Familie und seine ständige Suche nach Geborgenheit zeichneten seine schriftstellerische Entwicklung.
Sein Anfang in diesem Beruf bei Bodo Uhse, einem zweifellos kenntnis- und hilfreichen Lehrer war ein Glückfall für ihn. Frühe Heirat und erste Erfolge mit der Erzählung „Sieben ist eine gute Zahl“ führten ihn zum Aufbau-Verlag und zu dem Versuch, einen Roman über die Baustelle Schwarze Pumpe zu schreiben. Da dem Manuskript das Heroische im Sinne damaliger Jahre fehlte, wurde es abgelehnt. Brigitte Reimann, die er gerade kennen gelernt hatte, rettete den Verzweifelten aus einem Selbstmord. Erwin Strittmatter wurde zum treuen Freund der beiden, er half und ermutigte.
Sie zogen am 6.1.1960 nach Schwarze Pumpe/Hoyerswerda. Seine Erzählungen „Elvis feiert Geburtstag“ und „Wunderliche Verlobung eines Karrenmannes“ wurden als literarische Zeugnisse jener Jahre, in denen der Schriftsteller in Hoyerswerda lebte,

von Helene Schmidt gelesen, ergänzt durch Erinnerungen von Brigitte Reimann.
„Sehnsucht nach Anfang“ überschrieben die Akteure vom Hoyerswerdaer Kunstverein das Programm, das sie bereits zum 80. Geburtstag des Künstlers Mitte Januar in Weimar vorgestellten. Die Thüringische Literarischen Gesellschaft interessierte die Zeit Siegfried Pitschmanns in Hoyerswerda, als er mit den Betonarbeitern das Stockwerkmagazin in Schwarze Pumpe errichten half, er hier in den Jahren 1957/58 seinen „privaten Bitterfelder Weg“ ging – wie er spottete.
Nach dem Programm erzählte spontan Hanns Pickenbach, wie er gemeinsam mit Siegfried Pitschmann in der Brigade der Betonbauer gearbeitet hatte, berichtete von dessen Bescheidenheit, seinem Eifer, seiner Kollegialität und den ungewohnten Belastungen. Sympathie, Zuneigung und Bewunderung für seinen ehemaligen Arbeitspartner waren zu hören. Schnurren, Streiche und manch heitere Erlebnisse fügte er später hinzu.
Der Abend zeigte einmal mehr die Bedeutung dieses Sammelns von Geschichten aus Jahren, die hinter uns liegen. Die Zeitzeugen von einst leben unter uns in der Stadt, können von Epochen berichten, die – trotz manch anderen Erlebnissen – von Mut, Einsatzfreude und Gemeinsamkeit geprägt waren. Der Kunstverein bietet sich als Partner an, um zu sammeln und zu bewahren, was eines Tages unweigerlich verloren sein könnte. Geschichte lebt von Geschichten, die Mitmenschen erlebt, von ihnen gestaltet wurden und weiterzugeben sind. Dieses Erzählen wird bei den Gesprächen am Kamin fortgesetzt und gewiss ebenso viele Mitbürger wie die zahlreichen Besucher dieses Abends erfreuen.

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