Siegfried Pitschmann - ein Meistererzähler 

Kai Agthe in Hoyerswerda

„Einen Schriftsteller lernt man durch Lesen kennen.“ Mit dieser Erkenntnis von Matthias Biskupek leitete Kai Agthe aus Naumburg seinen Vortrag am Hoyerswerdaer Kamin über den Schriftsteller Siegfried Pitschmann ein, um seinen Zuhörern locker, freundlich, spannend und humorvoll ihren einstigen Hoyerswerdaer Mitbürger, den “wundervollen Erzähler“ Pitschmann nahe zu bringen.
Grundlage des Abends war das Buch „Schreiben und Erzählen - Siegfried Pitschmann“, dessen Herausgeber der Gast für die Literarische Gesellschaft Thüringen ist. Da dies Buch leider erst im September erscheinen kann, bot Kai Agthe nicht nur einen Einblick in dessen Inhalt, sondern trug kurzweilig satirische Text von Matthias Biskupek und Heinz Kahlau vor, ehe er zu denen von Siegfried Pirschmann selbst kam. Aus dem „Pumpe-Roman“, wie Pitschmann sein Buch „Erziehung eines Helden“ nannte, las er das dritte Kapitel, das von den Betonarbeiten am Stockwerkmagazin in Schwarze Pumpe erzählt. Die Schwere der Arbeiten, und wie die Bauleute diese bewältigten, teilen in der sprachlichen Meisterschaft des Autors Bewunderung und Achtung mit. Der Vorstand des Schriftstellerverbands der DDR lehnte ab, das Buch zu drucken, „so sprechen unsere Arbeiter nicht“ lautete ihre Begründung. Die Zuhörer am Kamin standen auf Seiten des Autors, sie bedauerten, dass Pitschmann das Schreiben des Romans abbrach. Er zerlegte ihn in brillante Einzelerzählungen.
Weitere Texte, die in den Zeitschriften „Wochenpost“ und „Sonntag“ Anfang der sechziger Jahre veröffentlicht wurden, wie „Vom Ruhm der Unzufriedenheit“ – eine Kurzgeschichte vom Bau der Brikettfabrik – vermittelten nicht nur die Atmosphäre der Aufbruchjahre, sondern zeichneten Bilder der damals Tätigen, sympathisch und zum Gespräch verlockend. Pitschmanns Haltung „Mich reizen Brennpunkte, an denen Neues entsteht“ führte ihn nach Hoyerswerda und Schwarze Pumpe, seine Rede am St. Barbara-Tag 1993 in der Lausitzhalle war dazu ein beeindruckender Abschied von jener Zeit.
Kai Agthe las daraus Passagen, die mit ihrem klugen Abwägen des Für und Wieder, des Einst und Jetzt ebenso beeindruckte wie mit leiser Melancholie, die Pitschmann in jenen Jahren bestimmte. „Es ist ein ewiger Lehrling in mir“, gestand er und bestätigte damit den Zitat-Titel eines Aufsatzes in dem Buch, ihn bestimme: „Sehnsucht nach Anfang“. Die Hoyerswerdaer Zuhörer freuen sich auf das Lesen eines Buches, das einen Dichter dem Vergessen entreißen wird.

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