Zu Gast beim Kunstverein Hoyerswerda war Prof. med. Peter Stoisek zum Thema: Ein unsterblich Leben?

Prof. Stosiek

Fast könnte man den Eindruck haben, es ist zur Mode geworden, dass man über das Sterben redet, manchmal kritisch sozial oder theatralisch gepflegt, ein andermal kommerziell oder aufopfernd. Und nicht jeder, der darüber redet, hat auch wirklich etwas zu sagen. Deshalb wurde der Abend mit Prof. med. Peter Stosiek voller Spannung erwartet.  
Immerhin, Prof. Stosiek hatte etwas zu sagen. Er nahm die Zuhörer mit hinein in seine Sicht vom Sterben, in die Art, wie es Philosophen deuten, wie es Naturwissenschaftler erforschen und wie es Menschen in Ausnahmesituationen von Todesnähe wahrgenommen haben.
Aus der langen Evolutionsgeschichte des Menschen leiten die Naturwissenschaftler folgendes ab: mit der Vielzelligkeit kam der Tod, mit den Nerven der Schmerz und mit dem Menschen das Bewusstsein und mit dem Bewusstsein die Angst vor dem Tod. Das Altern ist ein komplexer physiologischer Vorgang und nicht aufzuhalten, auch nicht mit gelegentlichen Reparaturen, die an unserem Körper vorgenommen werden. Der Leib ist keine Konstante, er erneuert sich im Laufe eines normalen Lebens etwa sieben Mal, er ist eine Form, durch die Materie hindurchfließt, er endet unwiederbringlich mit dem Tod. Eine Konstante aber stellt möglicherweise das Bewusstsein dar.
Der Mensch besteht, ähnlich wie das Licht als Welle und Teilchen existiert, aus Geist und Körper. Und um den menschlichen Geist, sein Bewusstsein, ranken sich eine Menge philosophischer Überlegungen. Es könnte sogar sein, dass unser Geist der weitaus stärkere Faktor gegenüber unserem Körper ist. Bei den philosophischen Betrachtungen kommt im Zusammenhang mit dem Leben auch noch die Zeit ins Spiel, sie ist nicht deutbar, sie ist gleichzeitig Stillstand und Bewegung, Vergangenheit und Zukunft.
Wie wir sehen, unsere Welt ist viel größer als der Verstand je zu erfassen vermag und es scheint fraglich, ob das Geheimnis unseres Bewusstseins mit unserem Gehirn erfasst werden kann.
In den letzten Jahren wurden von Wissenschaftlern aller Fachgebiete Analysen zu den Aussagen von Menschen veröffentlicht, die Todesnähe unter anderem im Koma erfahren haben. Sie alle berichten von einem Außerkörpererlebnis, sie beobachten sich und ihre Umgebung von außen, es erscheint ein unglaublich helles Licht, sie erleben ein warmes Glücksgefühl, friedlich und ohne Schmerz, das Ich ist realer als im Leben und es existiert mit all seinen Erinnerungen. Diese Erlebnisse werden von den Befragten beinahe gleich lautend, unabhängig von Weltanschauung und Herkunft geschildert.
Und nach dieser Erfahrung ordnen sie ihr Leben neu, der Gedanke ans Sterben kann sie nicht mehr ängstigen. Sie geben ihrem Leben einen neuen Sinn. „Was aber dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn“, lesen wir bei Antoine de Saint - Exupèry.

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