Musik führt Regionen zusammen

Malte Hübner mit der Großen sorbischen GeigeSehnsucht nach der Ferne, in der Freunde leben, führte zum vierten Mal Künstler von der Ostseeküste nach Hoyerswerda. Am vergangenen Sonntag brachten sie im Schloss moderne, teilweise experimentelle Instrumentalwerke und verschiedene vertonte Gedichte zu Gehör. Die literarischen Vorlagen stammten unter anderem der Niedersorbin Mina Witkojc, von Theodor Fontane und dem Iraker Sargin Boulos. Der Hoyerswerdaer Kunstverein organisierte das Konzert, das wegen zeitgleich stattfindender anderer Musikveranstaltungen leider nicht so gut besucht war.
Ein Höhepunkt war die Uraufführung des "Quartetts für Große Sorbische Geige und Violine". Dargeboten wurde es von Malte Hübner, dem ersten Geiger der Norddeutschen Philharmonie Rostock. Viermal spielte er die gleiche, acht Takte lange, selbst komponierte Melodie auf der Großen Sorbischen Geige und jedes Mal folgte danach ein darauf basierendes Werk auf der Violine. Die vier Violinkompositionen stammen von den Sorben Juro Metsk und Jan Cyz sowie den Rostockern Prof. Peter Manfred Wolf und Malte Hübner. Von jedem wurde die Grundmelodie phantasievoll durch die Nutzung verschiedener Violintechniken verändert, sagte Malte Hübner den Zuhörern. Er erklärte ihnen auch, dass die Große Sorbische Geige nur drei Saiten besitzt und beim Spiel auf dem Unterarm des Musikers ruht. Deshalb hat sie etwas eingeschränkte spieltechnische Möglichkeiten, die die Violine elegant erweitert. Ziel dieses besonderen Musikstückes ist es, "ein Volksinstrument und ein Konzertinstrument der gleichen Gattung klanglich zu verbinden", erklärte Prof. Wolf, Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Komponistenverbandes.
Auf die Große Sorbische Geige und überhaut auf sorbische Musik war Malte Hübner durch seinen Komponistenkollegen und Freund Juro Metsk gestoßen, wie er erzählte. Der Rostocker Geiger hat diese Klangwelt als bereichernd für sich entdeckt und will sie anderen Menschen nahe bringen. Als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Komponistenverbandes organisiert er mit dem Sächsischen Musikbund e.V. seit 2007 in loser Folge die Fernweh-Projekte.
Durch Auftritte in verschiedenen Städten Sachsens und Mecklenburg-Vorpommerns finden sorbische Komponisten und Musikschaffende von der Ostsee in anderen Regionen Gehör und wertvolle Kontakte, sagte Christian FP Kram, Vorsitzender des Sächsischen Musikbundes e.V. Er hat für das Projekt Gedichte des irakischen Lyrikers Sargin Boulos vertont und dazu Solostücke für Violine geschrieben. Die Sopranistin Nicole Nevits, begleitet von Christina Noe am Flügel, drückte die Grausamkeit des Krieges ergreifend aus und die ruhigen Violin-Melodien von Malte Hübner machten die Bitte um Frieden hörbar.
Das Konzert wird in Leipzig und Bautzen wiederholt. Termine sind unter www.saechsischer-musikbund.de abrufbar.

Mit freundlicher Genehmigiung von Lausitzer Rundschau, Rundschau für Hoyerswerda

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