Franz Fühmanns bohrende, leidenschaftliche Suche nach der Wahrheit


Martin Schmidt und Jürgen Israel 2011 in HoyerswerdaDen Dichter Franz Fühmann (1922-1984), „ ein begnadeter Nachdichter, seine größte Popularität in der DDR erlangte er mit seinen Kinderbüchern, die klassisches Bildungserbe nacherzählten, von der Bibel bis hin zu Shakespeare“ (Rolf Schneider), stellt der Berliner Schriftsteller Jürgen Israel am Donnerstag, dem 15. März 2012, um 19 Uhr beim Gespräch am Kamin im Schloss vor.
Vor 90 Jahren als Sohn eines Apothekers in Rochlitz an der Iser im Riesengebirge geboren, floh Franz Fühmann nach der Volksschule aus dem Jesuitenkonvikt Kalksburg bei Wien und besuchte ab 1936 das Gymnasium in Reichenberg (Liberec). Als Jugendlicher erlag er den Verführungen der nationalsozialistischen Ideologie, trat in die Reiter-SA ein wurde 1941 als Soldat eingezogen, war Nachrichtensoldat in Griechenland und in der Sowjetunion. 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wendete er sich energisch vom Ungeist der Hitlerzeit ab, entschied sich für ein Leben in der DDR, wohnte in Märkisch-Buchholz und Berlin, suchte seine Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft zu verwirklichen.
Er schuf Literatur für Kinder und Jugendliche, erzählte die klassischen Sagen neu „Reineke Fuchs“, „Das Hölzerne Pferd“, „Das Ohr des Dionysios“, Mythen, dichtete „Shakespeare-Märchen“ nach und schrieb eigene. “Mythe und Mythos zu rationalisieren, ihnen, ohne den Schleier der verborgenen Weisheit völlig zu heben, ihren humanistischen Sinn für uns Heutige zu geben, ist das tiefere Anliegen Fühmanns“, sagte Gerhard Wolf. Fühmanns Bücher „Das Judenauto“ und „ZweiundzwanzigTage oder die Hälfte des Lebens“, Tagebuch einer Ungarnreise, fanden größte Aufmerksamkeit. Der Autor setzte sich energisch für junge Autoren, die in der DDR eigene Wege gehen wollten, ein, mahnte in Briefen an Politiker Toleranz und Verständnis an. Ein Jahr vor seinem Tod erklärte Franz Fühmann: „Ich habe grausame Schmerzen. Der bitterste ist der, gescheitert zu sein: In der Literatur und in der Hoffnung auf eine Gesellschaft, wie wir sie alle einmal erträumten.“
Jürgen Israel wird in seiner einfühlsamen Weise diesen Zweifel seines Dichterkollegen anhand dessen Gesamtwerk, einschließlich des unvollendeten Romans „Im Berg“, widerlegen, wird dessen Zivilcourage für junge Autoren, sein Eintreten für Georg Trakl und Siegmund Freud und den Briefwechsel mit Christa Wolf vorstellen.
Wir laden alle Literaturfreunde herzlich ein, diesen bewundernswerten Erzähler, den unermüdlich nach Wahrheit Suchenden und diesen konsequent für Andere eintretenden Dichter kennen zu lernen. Ihr Martin Schmidt

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