Sanierungsbedürftige Texte am Denkzeichen für Brigitte Reimann im Zentralpark Hoyerswerda

057058Es ist ein Anliegen der Verehrer von Brigitte Reimann, dass ein Denkzeichen für die Schriftstellerin in einer Stadt, in der sie lebte, auch wirklich zum Denken anregt, zum Nachdenken über das, was sie einst über unsere Stadt schrieb und darüber, was für sie im Leben wichtig war, ihre Überzeugungen, ihre Kritiken und ihre anregenden Begegnungen mit Gleichgesinnten. Doch das ist nicht möglich, wenn der Zustand vor Ort nur denken lässt: Was für ein Dilemma!
Das Denkzeichen für Brigitte Reimann schuf der Dresdner Künstler, Thomas Reimann. Neben der stilisierten, liegenden Figur von Brigitte Reimann sind flache Wasserbecken angeordnet, in die nach der Vorstellung des Künstlers der Ideenfluss der Dichterin weitergleitet wird und in denen Texte von ihr zu lesen sind, besser gesagt: zu lesen waren. Heute verlangt es dem Betrachter viel Fantasie ab, um sie entziffern, da mehr als die Hälfte der Buchstaben entwendet wurde. So gut wie nicht mehr lesbar ist der Text: „Wenn man in dieser Stadt lebt, wird jedes Gänseblümchen, jeder Anemonenbusch zur Sensation.“
Die Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda betreibt den Stadtpark und fühlt sich nun verantwortlich, das Umfeld des Denkzeichens zu sanieren. Deshalb fand ein Ortstermin statt, mit Thomas Reimann, der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda und dem Freundeskreis des ehemaligen Kunstvereins. Es soll eine Lösung gefunden werden, wie man Vandalismus vorbeugt, gleichzeitig aber auch die Lesbarkeit von Texten dauerhaft erreicht. Denn bisher waren die im Wasser eingebrachten Texte nach jeder Beckenreinigung schon nach kurzer Zeit durch Verschmutzung und Algenanreicherung ohnehin nur schwer zu erkennen.
Herr Reimann ist bereit, eine neue, zweckmäßigere Lösung zu erarbeiten, die in absehbarer Zeit dann umgesetzt werden soll. Da sich heute die Begegnungsstätte für Brigitte Reimann in der nach ihr benannten Stadtbibliothek befindet, kann man sich vorstellen, dass der Ideenfluss der Dichterin vom Denkzeichen bis zur in Sichtweite gelegenen Bibliothek weiter geführt wird. Denn dort sind alle von ihr geschriebenen Bücher vorhanden, eine großer Fundus an Sekundärliteratur über die Schriftstellerin und: die Originalmöbel aus der aufgelösten Begegnungsstätte in der Reimann-Straße sind nun in einem Reimann-Kabinett in die Bibliotheksräume integriert.
Man kann also auf die neue Lösung von Thomas Reimann gespannt sein. Christine Neudeck