Punktlandung

Am 89. Geburtstag der Hoyerswerda-Autorin Brigitte Reimann wurde ihr Kabinett eröffnet – in der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek.

Kerstin Noack und Mladen Vukovic im Brigitte-Reimann-Kabinett im Obergeschoss der Hoyerswerdaer Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek. Mit einem Lied von Louis „Satchmo“ Armstrong endete die Eröffnungszeremonie des Brigitte-Reimann-Kabinetts in der Hoyerswerdaer Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek: „What a wonderful world“. Kantor Johannes Leue übersetzte vorab den Text : Eine wunderschöne Welt KÖNNTE es sein – es kommt darauf an, was wir, entgegen alles Unerfreulichen, daraus machen. Doppelt passend, denn einerseits hatte Brigitte Reimann Jazz geliebt. Andererseits, als der Kunstverein Hoyerswerda sich 2021 auflöste und die Reimann-Begegnungsstätte in der Brigitte-Reimann-Straße 8 schloss, sah es schlecht aus für die weitere symbolische Anwesenheit der Autorin in der Stadt, in der sie ihre wichtigsten Werke schuf: „Ankunft im Alltag“ „Die Geschwister“, und, begonnen, „Franziska Linkerhand“.
Bei der Abschieds-Gala im November in der Hoyerswerdaer Lausitzhalle hatten die nun vereins-losen Kunstfreunde allerdings ein Versprechen gegeben; sich und den Hoyerswerdaern: „Wir machen weiter“. Nicht mehr im einstigen Umfang, da jede Woche eine Veranstaltung ausgerichtet wurde; aber eben doch. Und vor allem; das war das Schwierigste: Das Erbe von Brigitte Reimann sollte bewahrt und gepflegt werden.

Viele helfende Hände

Das brauchte Räume. Geld. Partner. Sie gab es: Kerstin Noack, Leiterin des Stadtmuseums, die das Archiv der Begegnungsstätte übernahm. Mladen Vukovic, Leiter der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek, der fand: Wo, wenn nicht in dem Haus, das ihren Namen trägt, sollte die Schriftstellerin künftig zu Hause sein? Also wurde im Obergeschoss der Bibliothek, teils mit Original-Interieur, ein Kabinett eingerichtet, in dem Besucher Zugang zu Leben und Werk von Brigitte Reimann finden können. Und die Stadt Hoyerswerda, vertreten durch den Bürgermeister für kommunale Dienstleistungen, Mirko Pink, übernahm das Brigitte-Reimann-Denkzeichen „Die große Liegende“ in ihre Verantwortung. All das war gestern perfekt – am 22. Juli 2022, an dem Brigitte Reimann (21.7.1933-20.2.1973) ihren 89. Geburtstag gefeiert hätte – eine „Punktlandung“, wie Angela Potowski von den Kunstfreunden völlig zu Recht befand.
Knapp 40 Gäste wollten die Einweihung erleben, darunter Vertreter der Brigitte-Reimann-Gesellschaft aus Neubrandenburg. Andere, die gesundheits- und altershalber nicht erscheinen konnten, sandten Grüße: Brigitte Reimanns Freundin „Irmchen“ Weinhofen. Die Kunstvereins-Gründer Helene und Martin Schmidt. Die Brigitte-Reimann-Bibliografin Kristina Stella ...
Aber auch junge Hoyerswerdaer trugen etwas bei: Foucault-Gymnasiasten hatten die Bibliotheks-Schaufenster zur Dietrich-Bonhoeffer-Straße 6 hin mit Brigitte-Reimann-Motiven künstlerisch gestaltet. Dylan Mietzsch, der sein Bundesfreiwilligen-Dienstjahr in der Bibliothek leistet, berichtete, dass er die Schriften von Brigitte Reimann für sich entdeckt habe, „und wenn es gelingt, ein bisschen vom Geist der Autorin ins Heute zu transportieren, können Jung und Alt manches für ihre Stadt Hoyerswerda bewirken“. Das sähe auch Bibliotheksleiter Vukovic gern: junge Menschen für Brigitte Reimann und ihr „Vermächtnis“ zu interessieren. Das Kabinett, zentral in der (Neu)Stadt gelegen, könnte dabei gewiss hilfreich sein.

Weiter für Überraschungen gut

Dass Brigitte Reimann auch heute noch für Überraschungen gut ist, beweist der im Frühling in ihrem ehemaligen Wohnhaus an der Liselotte-Herrmann-Straße 20 gemachte Kellerfund eines Manuskriptheftes der Erzählung „Die Geschwister“, das als verschollen galt; ebenso wie gleichfalls aufgefundene Typoskript-Seiten der „Geschwister“ und von „Ankunft im Alltag“.
Und die bereits erwähnte Kristina Stella fügte ihrem Grußwort eine weitere Überraschung bei: ein Zitat aus dem bisher unveröffentlichten Brigitte-Reimann-Roman „Die Denunziantin“, den sie mit 19 Jahren schrieb und in dem es heißt: „Eva (die Romanheldin) taten die Leute leid, die nicht träumen konnten“. Hoyerswerda kann es. Und lädt dazu ein – alle Brigitte-Reimann-Freunde; auch die, die es noch werden wollen und können. What a wonderful world.
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswedaer Tageblatt
Mladen Vukovic stellt Dylan Mietzsch, seinen "Bufdi" vor, der mit jugendlicher Frische über Brigitte Reimann spricht, sehr zur Freude der Zuhörer.  Viele Besucher kamen zur Eröffnung des Brigitte-Reimann-Kabinett in der StadtbibliothekKantor Johannes Leue begleitete die Eröffnungsfeier musikalischDas Brigitte-Reimann-Kabinett in der Hoyerswerdaer Stadtbibliothek

 P.S.: Am heutigen Freitag, dem 22. Juli, gibt es zwei weitere Veranstaltungen zu Brigitte Reimann, zu denen Interessierte herzlich eingeladen sind: Um 13 Uhr findet im Allee-Restaurant Hoyerswerda an der Bautzener Allee 1A eine Gesprächsrunde statt, unter anderem mit Gästen von der Brigitte-Reimann-Gesellschaft Neubrandenburg. // Um 15 Uhr beginnt ein Spaziergang am ehemaligen Wohnhaus von Brigitte Reimann an der Liselotte-Herrmann-Straße 20 zu Plätzen, die sie beschrieb und an denen die entsprechenden Textpassagen gelesen werden.

Reimann-Spaziergang mit Angela Potowski mit Ehrengästen der Reimann-Gesellschaft, mit Sitz in Neubrandenburg.

 

 

 

 

 Bei "herrlichem" Sonnenschein suchte man schattige Plätze und Wege  im Grünen, zum Lesen und Spazieren, was auf dem Weg von der Liselotte-Herrmann-Straße bis zm Denkzeichen von Brigitte Reimann im Zentralpark reichlich zu finden war. 

 

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