Zum heutigen 75. Geburtstag der Schriftstellerin Christa Wolf

Christa Wolf beim Kunstverein Hoyerswerda

Am heutigen 18. März feiert die Schriftstellerin Christa Wolf ihren 75. Geburtstag. Mit dem Hoyerswerdaer Kunstverein verbindet sie eine mehr als dreißigjährige Freundschaft. Brigitte Reimann hatte im Mai 1968 auf ein Louis-Fürnberg-Programm im Klub hingewiesen, das die Tochter des Dichters, Elena, und Gerhard Wolf gemeinsam gestalteten. Christa Wolf war damals mit dabei. Aus dieser ersten Begegnung erwuchs eine Gemeinsamkeit, die den hiesigen Literaturfreunden nahezu jährlich ein Gespräch zu den neuesten Arbeiten der beiden schenkte.

Herzliche Begegnungen in Hoyerswerda

Die erste Begegnung im Frühjahr 1969 war der Erzählung „Nachdenken über Christa T.“ gewidmet. Christa Wolf blickte bereits auf den Erfolg des Buches „Der geteilte Himmel“ zurück, hatte im Kombinat Schwarze Pumpe daraus gelesen und bezog den neuen Kreis nun in ein intensives Gespräch zu einem ihrer wichtigsten Bücher ein. Es war stark umstritten, vor allem nachdem die Autorin auf dem berüchtigten 11. Plenum des ZK der SED der Kritik an Werner Bräunigs Wismut-Roman „Die Sonnensucher“ widersprochen hatte, da sie die Bevormundung der Künstler durch die Partei nicht akzeptieren wollte. Es war die Zeit, in der das so genannte „Tauwetter“, das mit der Entstalinisierung nach dem XX. Parteitag der KPdSU begonnen hatte, zurückgenommen wurde. Entsprechend kritisch wurde ihre neue Erzählung aufgenommen, nur in kleiner Auflage ausgeliefert und sehr negativ besprochen.

Um so herzlicher entwickelten sich die Begegnungen in Hoyerswerda, zumal Christa Wolf beim Gewinnen neuer Gesprächspartner half: Volker Braun, Günter de Bruyn, Stephan Hermlin. Im Briefwechsel mit ihr nehmen außerdem die Nachrichten zu Brigitte Reimann und ihrer Krankheit großen Raum ein. Wir teilten Sorgen, Kummer und versuchten gemeinsam, der leidenden Freundin wenigstens etwas Erleichterung zu schaffen.

Zum eigenen Schaffen Christa Wolfs gab es lange Diskussionen, z.B. zum Drehbuch „Till Eulenspiegel“, zum Roman „Kassandra“, zu „Unter den Linden“ und „Geschlechtertausch“. Jedes Gespräch mit ihr war anregend, schenkte neue Erkenntnisse und ließ uns Gedanken zu allen gesellschaftlichen Themen erwägen. Offenheit, Ehrlichkeit und Interesse an der jeweils anderen Arbeitswelt bestimmten diese Treffen. Im Jahr 1989 las sie uns im Kulturbund-Klub in Berlin aus der Erzählung „Was bleibt“ vor und lud im Herbst zu Gesprächen über ihr Buch „Störfall“ ein. Daraus entwickelte sich ein Gesprächskreis in der Akademie der Künste, der über den Untergang der DDR hinweg Bestand hatte und viele neue, gleichzeitig geistreiche Gesprächspartner vermittelte.

Neue Erkenntnisse in jedem Gespräch

Es gehört zur bewundernswerten Kunst Christa Wolfs, dass sie aus jedem Gespräch, aus jeder Frage mindestens einen Gedanken aufnimmt, der den Partnern neue Erkenntnisse vermittelt. Der Hoyerswerdaer Kunstverein verdankt ihr zahlreiche Anregungen und immer wieder neue Kontakte zur literarischen Welt in Ost und West. An der Entwicklung unserer Stadt nahm sie regen Anteil, in unserem Kreis fühlte sie sich stets zu Hause. Wir erlebten mit ihr eine große, oft schwierige Epoche der Literaturgeschichte Deutschlands, die wir - trotz allem - nicht missen möchten.

Die Mitglieder des Kunstvereins und das Hoyerswerdaer Tageblatt gratulieren der Autorin mit ihren Freunden in aller Welt herzlich zum 75. Geburtstag und wünschen noch viele schöne anregende Gespräche – vielleicht auch in Hoyerswerda.

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