Gespräch im Schloss Hoyerswerda mit Freya Klier zu ihrem neuen Dokumentarfilm

Freya Klier und Ingrid Scholz

Der Saal des Hoyerswerdaer Schlosses war gut besucht, als Freya Klier ihren jüngsten Dokumentarfilm «Flucht mit dem Moskau-Paris-Express» vorstellte und anschließend diskutierte.
Freya Klier heiter, gelassen und ernst im Gespräch mit Hoyerswerdaern. Eingeladen von der Sächsischen Zentrale für politische Bildung, dem Hoyerswerdaer Kunstverein und dem Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen ist Freya Klier – sehr zur Freude der Organisatoren und Besucher – eine regelmäßige Besucherin dieses Kreises in der Zuse-Stadt. Die Spannung, mit der nun dieser Film erwartet wurde, fand Erfüllung in neuen Erkenntnissen, in mitreißenden Erinnerungen an die sechziger Jahre und in einem langen, intensiven, offenen Gespräch miteinander. 12 Schüler der Max-Planck-Oberschule Berlin, Freunde aus einem Kietz, denen am 13. August 1961 eine Mauer vor die Nase gesetzt, Lebensadern städtischen Lebens und von Familien rigoros zerrissen werden und Hoffnung auf Freiheit, Lebensentfaltung, Weltsicht genommen werden, entschließen sich zu abenteuerlicher, lebensgefährlicher Flucht durch Aufspringen auf den fahrenden «Moskau-Paris-Express» auf dem Bahnhof Friedrichstraße. Freya Klier, ebenso gut als Schriftstellerin, engagierte Bürgerrechtlerin wie als Schauspielerin (Senftenberg 1975 – 78) und Regisseurin bekannt, schilderte das verzweifelte Suchen der 17-Jährigen nach Lücken zum Durchschlüpfen in der vom Ulbricht-Honecker-SED-Regime errichteten Sperrmauer mit Stacheldraht, Hunden und Schussanlagen. Die Autorin zeigt anhand von Zeitzeugnissen die damalige Wirklichkeit und die Zuschauer erinnern sich, staunen und denken nach, im Interesse zukünftiger Handlungs- und Lebensweise. In dem Sinn war auch dieser Abend Einladung zum Dialog, zum Entdecken der eigenen Vergangenheit, zur Suche nach neuen Wegen für die Zukunft. Mit Freya Klier erfüllte sich dieses Ziel menschlich nah, wahrheitsliebend und mit heiterer Gelassenheit – wie sie der Vergangenheit gegenüber angemessen ist. Dieser Gedankenaustausch mit Freya Klier zeigte die Einigkeit im Bekenntnis zur Lösung gegenwärtiger Aufgaben. Zu diesen gehört auch, Möglichkeiten für junge Leute zu schaffen, die einstige DDR von vielen Seiten kennen zu lernen, und zu erfahren, daß es in jener Zeit auf Zivilcourage, Phantasie und Achtung des anderen neben uns ankommt. Dies bewiesen beide, der Abend im Schloß und das Unterrichtsgespräch im Lessing-Gymnasium.

 

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