Der Maler, ein Prophet?

George Grosz "Maul halten und weiter dienen"

Staunen mussten die Zuhörer bei Erich Busse, welchen Bogen er spannt zwischen der Kunst und dem Tagesgeschehen, zwischen der Hellsichtigkeit der Künstler und ihrer Ohnmacht vor der Obrigkeit, zwischen ihrem Engagement für das Leben und ihrem Scheitern an der Wirklichkeit . Sehr eindeutig unterscheidet Erich Busse die Künstler, die das Leben mit allen Fasern ihres Wesens empfinden und fast prophetisch ihre Bilder gestalten, die mahnen und warnen, meist religiöse Themen wählen, und damit auch Zuversicht und positive Lebensinhalte vermitteln möchten. Beeindruckend in diesem Genre die Bilder von so bekannten Künstlern wie Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Dix und Otto Müller, die bereits am Anfang des 20.Jahrhunderts die Schrecken des Krieges anprangern. Erich Busse stellt auch den fast unbekannten Maler Helmuth Muntschick (1910-1943) aus Radeburg vor, der 1943 in Weißrussland fällt. Seine Bilder sind von beeindruckender Klarheit, fast mystisch und dochHelmuth Muntschick,  Gang in den Abend, bei Chartres erdverbunden. Die meisten seiner Holzschnitte zur Geschichte des Neuen Testaments fertigte er in einem Panzerzug als Soldat an. Als Pazifist kann er das Soldatendasein kaum mit seinem Gewissen vereinbaren und so entstehen 1943 sehr berührende Bilder in Frankreich bei Chartres und in der Ukraine, sehnsüchtig auf ein Leben ohne Krieg. In der Kirche von Jonsdorf sind Passionsbilder von Muntschick noch heute an der Empore zu bewundern. 
Anklagender und viel offener in ihrer Kritik sind die Bilder von George Grosz und von John Heartfield, die beide 1933 emigrieren müsse. Beide haben Passionsszenen gestaltet, die erstarren lassen, George Groz 1927 einen Gekreuzigten mit Gasmaske und Soldatenstiefeln mit dem Titel „Maul halten und weiter dienen“, John Hartfield 1933 einen das Kreuz tragenden Jesus, dem das Holzkreuz mit schweren Stahlblechen in Form des Hakenkreuzes beschlagen wird.
Die zweite Kategorie Künstler sind diejenigen, die den Herrschenden dienen, die zwar exzellente Handwerker sind, aber weniger hellsichtig und sensibel ihre Zeit erkennen. Erich Busse nennt hier Namen, wie Arno Becker, Hubert Lanzinger und John Heartfield Hermann Otto Hoyer, die die in der Hitlerzeit verordnete Schönheit der nordischen Rasse in Bilder umsetzen und so das „Sehen“ vieler Menschen beeinflussen, die selbst am Ende jegliche Kunst, die nicht diesem Typus entspricht als „entartet“ empfinden, die am Ende nicht mehr sehen können, dass weder Hitler, noch Goebbels, noch Hermann Göring diesem Typus entsprechen. Diese Künstler fördern, manchmal vielleicht auch unbewusst, Unrecht, Gewalt und Vernichtung der anders Denkenden und den Rassenwahn des Dritten Reiches, sie betreiben Gotteslästerung, wenn sie Adolph Hitler verklärt malen mit dem Untertitel „Im Anfang war das Wort“, wenn sie die deutsche Familie als „Heilige Familie“ unter dem Reichsadler darstellen. 
Erich Busse wollte an diesem Abend keine tiefgründige Analyse von Kunstwerken bieten, er wollte, selbst ein Mahner und Warner, aufmerksam machen auf Kunst, die das Menschsein fördert und auf Kunst, die in die Katastrophe führt.
Im Dezember 2011 wurde Erich Busse in Warschau der „Nagroda imiena swietego Brata Alberta – Heiliger-Albert-Preis“ verliehen.




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