Eine musikalisch-literarische Reise durch die Heide- und Teichlandschaft der Oberlausitz, gestaltet von Katharina Gräbner und Jürgen Sedlmeier


Katharine Gräbner und Jürgen SedlmeierDer Kunstverein Hoyerswerda versteht sich auch immer als Plattform für wenig bekannte Schriftsteller der Lausitz. Zu Gast war bereits Günter Särchen mit seiner Erzählung „Der Obrist Schadowitz“, einen Leseabend gestaltete Kerstin Mlynkec zu ihrem Roman „Die Drachentochter“, Dr. Wessig bringt schon über Jahre hinweg vergessene Schriftsteller der Grenzgebite von Tschechien, Polen und Deutschland zu Gehör. Gudrun Otto zeigt in ihrer Malerei vorrangig Ansichten der Lausitz und hat die Kraniche als Bereicherung für diese Landschaft immer wieder gemalt. 
Eine neue Facette in dieser Reihe war der Abend mit Katharina Gräbner. Sie ist eine Journalistin aus Neschwitz und las aus dem Buch „Der tanzende Kranich“ (1949 einmalig veröffentlicht) von Arnold Freiherr von Vietinghoff-Riesch. Musikalisch begleitet wurde sie von Jürgen Sedlmeier. Siehe hierzu auch die Ankündigung vom 19.01.2005 in der Sächsischen Zeitung.
Nach der Einführung in die Handlung des Buches hätte man an einen Roman aus der „Gartenlaube“ denken können. Eigensinniger Herr Seltermann heiratet reiche Frau, liebt arme Magd Marie, zeugt mit dieser ein Kind und heiratet sie später. Die schöne und sanftmütige Magd stirbt für die Erhaltung der Natur in ihrer Heimat.
Wie sich bald herausstellte, war die „Gartenlaube“ ein Irrtum. Die Rahmenhandlung ist sicher zum Teil dem Lesegeschmack in den Anfängen des 20. Jahrhunderts geschuldet, der Roman aber wird durch eine leise unaufdringliche Sprache zum Kunstwerk und es erschließt sich eine Poesie voller Bewunderung für die eiszeitliche Heide- und Teichlandschaft der Lausitz und für das Brauchtum der Sorben.
Katharina Gräbner wählte aus dem Roman „Der tanzende Kranich“ so genannte „Schlüsselszenen“ aus, die das Anliegen des Autors vorzüglich widerspiegelten.Der Tanzende Kranich
Der Ich-Erzähler, der Forstmann Petusius, selbst eine fanatischer Naturbeobachter, trifft auf den „schrägen Vogel“ Seltermann, der seinerseits die Landschaft vor dem zerstörerischen Zugriff des Menschen schützen will. Den Verlauf der Handlung begleiten nun Landschaftsbeschreibungen ebenso wie philosophische Betrachtungen.
Es tanzt der Kranich seine imponierenden Tänze während der Balz ohne Furcht in der Nähe der Menschen als Synonym für ein ungestörtes Nebeneinander von Mensch und Tier in einer intakten Umwelt. Dohle, Wiedehopf und andere heimische Vogelarten werden naturgetreu und doch gleichzeitig poetisch beschrieben. Die Magd Marie trägt die Mythen und Sagen der Lausitz in ihrem Wesen und gibt sie an ihren Sohn Brilo weiter. Die Schlacht am Koschenberg in der Nähe von Hoyerswerda, als der Wendenfürst Radbot von Heinrich I. im Jahr 923 besiegt wurde, gibt dem Autor noch immer Anlass zu Trauer und Wehmut. Nun soll der still gelegte Steinbruch am Koschenberg, der inzwischen von der Natur zurückerobert wurde, wieder eröffnet werden. Das führt zum tragischen Ende. Seltermann endet im Wahnsinn, Marie kommt zu Tode, als sie den Steinbruch sprengt und flutet und so vor dem Wiedereröffnen schützt. Selbst hier hat man den Eindruck, dass der Tod von Marie im Einklang mit der Natur geschieht. Durch den Sohn Brilo erhofft der Erzähler das Weiterführen seines Anliegens.
Biographisches
Freiherr von Vietinghoff-Riesch, geboren 1895 war „der letzte Herr auf Neschwitz“, er hat dort die Vogelwarte –eine unter den ersten in Europa gegründet- seine Beobachtungen hat er in wissenschaftlicher Form und literarisch verarbeitet.
Er ging 1945, als das Schloss Neschwitz zerstört war, nach Hannoversch Münden und lehrte an der dortigen Fakultät. 1962 starben er und seine Frau nach einem Autounfall.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen von ihm betreffen die Fachgebiete Ornithologie, Naturschutz und Landschaftspflege.
Literarische Werke: „Der tanzende Kranich“, „Letzter Herr auf Neschwitz“ (Autobiographie)
Das Haus „Cassabra“, welches „Herr Seltermann“ einst mit seiner Familie unweit von ... bewohnte, wurde umgesetzt und ist heute im Ehrlichthof in Rietschen zu bewundern.

Es ist Katharina Gräbner zu danken, dass sie den Roman „Der tanzende Kranich“ ausfindig machte und die Informationen über Arnold Freiherr von Vietinghoff-Riesch recherchierte. Es gilt ihr deshalb Dank und Anerkennung für ihre Arbeit und für die charmante Art, in welcher sie die literarische Reise gestaltete, begleitet vom Tanz und Schrei der Kraniche, erzeugt durch Jürgen Sedlmeier und seine Gitarre.

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