Sonntagsmatinee mit Lars Jung, Cornelia Schumann und Thomas Mahn

„Kurgast“- Aufzeichnungen von einer Badener Kur – von Hermann Hesse hieß die Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins. Schauspieler Lars Jung vom Staatsschauspiel Dresden, Cornelia Schumann (Viola) und Thomas Mahn( Tasten) ergänzten diese Lesung perfekt und einfühlsam. Das kurzweilige Buch entstand während mehrerer Kuraufenthalte des Schriftstellers Hermann Hesse (1877-1962) im Kurhotel „Verenahof“ in Baden (Kanton Aargau). 1924 wurde es in kleiner Auflage (200 Exemplare) nur für persönliche Freunde des Autors gedruckt. Ende der siebziger und achtziger Jahre erschienen davon nochmals Einzelausgaben. Der Autor nannte es „hinter einer halb scherzhaften Fassade mein persönlichstes und ernsthaftestes Buch“. Ein Ausschnitt aus der Matinee ist in dem folgenden Video zu sehen und zu hören.

                                                                   

       

Martain Schmidt: Lars Jung verzauberte mit Hermann Hesse -  Es gelang dem Dresdener Schauspieler Lars Jung, eine überraschend neue Sicht auf den Schriftsteller Hermann Hesse zu vermitteln. Teils als Tagebuch eines Kuraufenthaltes, teils als Reportage mit Beobachtungen an jenem Ort gestaltet, erzählt Hermann Hesse von Leidensgenossen, ohne sie zu karikieren, von Gesprächs-Partnern, denen er ausweicht, von Verführungen zum Zeitvertreib, von Oberflächlichkeit, aus der ihn nur lautes Lachen über sich selbst befreite. Gerade die kritische Selbstanalyse ließ den Autor der Bücher „Das Glasperlenspiel“ oder „Steppenwolf“ den Zuhörern als Zeitgenosse, freundlich bescheiden und humorvoll, begegnen. Es entstand das Bild eines Mannes, der unter Ischias und Rheuma wie andere Kurgästelitt, der auf einen Kurerfolg hoffte und erkennen musste, dass Ärzte keine Wundertäter sind. Lars Jung folgte bei seiner Text-Auswahl – wie bei jedem seiner Programme – streng dem Anliegen des Schriftstellers, stellte sich ganz in den Dienst des Autors. Weder Übertreibungen, noch Zweideutigkeiten lenkten die Zuhörer ab. Selbst gelegentliches Lachen über humorvolle oder ironische Formulierungen erhöhte die Aufmerksamkeit. Verlässlich folgte Lars Jung dem Text, kostete dessen sprachliche Schönheiten, den Zauber mancher Beobachtung, die der Kuralltag Hermann Hesse bescherte, durch sichere, stimmliche Modulationen aus. Während der Mensch Hesse den Zuschauern gegenüber zu treten schien, wuchs die Ehrfurcht vor dem Literatur-Nobelpreisträger. Da blieb kein Raum für Pathetik, für hohle Phrasen. Lars Jung nahm seine Zuhörer mit in sein Staunen über die Beobachtungs- und Erzählgabe des Dichters Hesse. Sie und die Schauspielkunst offenbarten sich an jenem Sonntag als Lebenskunst. Klänge der Viola Cornelia Schumanns und des Keybords von Thomas Mahn verzauberten Darsteller und Zuhörer gleichermaßen.
 

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