„Die Orthodoxe Kirche“ war das XXIX. Thema innerhalb der Gesprächsreihe Christentum des Kunstvereins im Schloss Hoyerswerda

Helene Schmidt als Religionspädagogin hatte mit dem Abend zur Orthodoxen Kirche ein Thema gewählt, welches wieder einmal mehr zeigte, wie wichtig es ist, sich Wissen anzueignen, um Vorurteilen vorzubeugen und die Wahrheit zu suchen.

Das Wort orthodox ist im allgemeinen Sprachgebrauch häufig mit einem „touch“ ins Negative, wie altmodisch, reaktionär oder ähnlichen Begriffen behaftet, was man aber nach diesem Abend nicht mehr glauben will. Wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie „rechtgläubig“, und diesen Anspruch erheben fast alle Religionen und gesellschaftlichen Erneuerer für ihre Lehren.
Helene Schmidt hat ein geschichtlich und kunstgeschichtlich umfassendes Bild der Orthodoxen Kirche zu vermitteln versucht und die Neugierde zum Weiterlesen geweckt.
Weltweit gehören heute etwa 140 bis 170 Millionen Menschen zu den Ostkirchen.
Die Trennung in Ost- und Westkirche erfolgte im Jahr 1054, nachdem bereits ein über viele Jahrzehnte dauernder Konflikt zwischen Byzanz und Rom vorausgegangen waren. Die Ostkirche basiert von da an auf dem griechisch-orthodoxen Glauben, die Westkirche auf dem römisch-katholischen. Wenn man die Entwicklung der orthodoxen Kirche über die Jahrhunderte betrachtet, wird man feststellen, dass hier die geringsten Veränderungen stattgefunden haben und dass heute gleichrangige Ostkirchen in aller Welt existieren, die sich wie vor hunderten von Jahren an einem Tisch treffen, aber kein Oberhaupt für alle haben und ihre Gemeinden nicht peinlich genau reglementieren. Ihre Botschaft ist die Bibel und besonders das Neue Testament, das Jesus als das Verbindungsglied zwischen dem Irdischen und dem Himmlischen verehrt und diese Botschaft wird bis heute unverändert weitergegeben.
Es gibt eine bekannte russische Legende, in der erzählt wird, dass der wikingische Fürst Wladimir von Kiew aus seine Boten ausschickte, um auch andere Religionen kennen zu lernen. Der Islam konnte nicht in die engere Wahl kommen, weil hier alkoholische Getränke verboten waren, in den christlichen Kirchen fanden sie bei den Bulgaren zu wenig Fröhlichkeit und bei den Deutschen nichts Schönes. „Aber bei den Griechen in Konstantinopel“, berichteten die Boten, „wussten wir nicht, ob wir im Himmel oder auf der Erde sind… wir wissen nur, dass Gott dort unter den Menschen wohnt.“ Und so wurde die griechisch-orthodoxe Religion zur russisch-orthodoxen.
Diese Auffassung von Religion, dass Gott unter den Menschen wohnt, spiegelt sich auch im Bau der Kirchen wider. Der Grundriss ist ein Kreuz, das alle vier Himmelsrichtungen einbezieht, mit viel Licht von oben durch eine zentrale Kuppel, der Verbindung des Himmlischen mit dem Irdischen. Es gibt fast überall ein gleiches Schema für eine Ikonenwand -genannt Ikonostar- mit der Königstür, die nur am wichtigsten Feiertag, dem Osterfest geöffnet wird und den Blick nach Osten in das Reich Gottes gestattet. Auch alle übrigen Wände und Kuppeln sind überreich mit Ikonen bemalt, Ikonen mit viel gleißendem Licht und bewusst ohne Schatten. Meist sind sie nach einem ganz bestimmten Schema angeordnet.

Die Ikonen: Maria mit dem Kind, Apostel, Propheten und Heilige- sind nicht als reine Kunstwerke zu verstehen, sondern als Bindeglied zwischen Mensch und Christus. Durch sie hindurch kann man von der Erde in den Himmel sehen. Zudem haben die Familien der Ostkirchen ihre ganz persönliche Ikone in der Wohnung an einem Ehrenplatz aufgestellt: jeder der zu Besuch kommt, wird noch vor dem Hausherrn die Ikone begrüßen und damit seine Verbundenheit zu Christus demonstrieren.
Wahrhaft überirdisch gelangen die liturgischen Gesänge der Ostkirchen an unser Ohr, die vollkommen ohne Instrumente erklingen, Mensch und Erde erheben und das Irdische vergessen lassen.


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