Konzert zur Jahreswende erfreute mit sorbischen Kompositionen
Das besondere Konzert zum Jahreswechsel gestaltete zum zehnten Mal am Sonntag, dem 11. Januar 2015, die Konzertpianistin Heidemarie Wiesner im Schloss Hoyerswerda. Das Programm bot Kompositionen nur sorbischer Tonsetzer für das Piano und ermöglichte damit einen Überblick sorbischer Klavier-Musik vom 19.Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Organisation vor Ort übernahm - wie bereits im vorigen Jahr - der Hoyerswerdaer Kunstverein. Die Komponisten Hinc Roj und Jan Cyz waren anwesend, letzterer um die Uraufführung seines Melodram „An Bautzen“ für Klavier und Sprecher zu erleben. Heidemarie Wiesner bewältigte grandios diese beiden Aufgaben. Ihre Erfahrungen aus mehrjähriger Tätigkeit als künstlerische Direktorin einer zeitgenössischen Kammermusikreihe in Ferrara und in Mailand flossen in schönster Weise in das Programm ein. Mit ihm gastiert die Pianistin sowohl in Berlin, Leipzig, Cottbus und Bautzen als auch in Prag. Damit wird das Schaffen sorbischer Tonsetzer der Lausitz einem weiten Kreis der Musikfreunde über die Landesgrenzen hinaus. Die Musikliebe unserer sorbischen Landsleute überzeugte auch diesmal deren Verehrer, die den Saal füllten. Der zeitliche Bogen reichte von August Kocor mit Anklängen volkstümlicher Tanzmelodien im Stile der Spätromantik des 19. Jahrhunderts, nahm Traditionen sorbischer Volksfeste auf. Die jüngst in Prag aufgefundenen Noten 69 Nr. 1 von Bjarnat Krawc folgten gleichem Anliegen. Seine Melodien sollten einst Übungen sorbischer Turner begleiten. Jan Rawp, der Sammler sorbischer Volksmelodien in den fünfziger Jahren in den Dörfern der Lausitzen und Verfasser der Buches „Sorbische Musik“, bewies sich mit seinen fünf Klavierstücken für Kinder als einfallsreicher, heiterer Tonschöpfer und Kenner sorbischer Musizierfreude. Hinc Roj nahm die Zuhörer mit seiner Sonatine op.2 Nr.1,3.Satz gefangen, bedauerte nur, dass die weiteren Sätze der Sonatine nicht gehört werden konnten, da sie das Zeitmaß des Konzerts gesprengt hätten.
Sein jüngerer Kollege Jan Cyz präsentierte mit der bereits erwähnten Uraufführung „An Bautzen“ meisterlich moderne Kompositionsweisen auf Anklängen an traditionell sorbischen Melodien. Es gelang ihm, die Zuhörer freundlich erfolgreich den Weg in die Gegenwart mit zu nehmen. Das Klavierstück von Juro Metsk schloss sich auf diesem Weg an und öffnete die Ohren und Herzen für die Capriccien von Sebastian Elikowski-Winkler, den jüngsten im Kreise der sorbischen Komponisten, der elektronische Kompositionen anbot, ergänzt durch Improvisationen von Heidemarie Wiesner. Beide überzeugten und erfreuten die Besucher, die freudig bewegt diesen Weg sorbischer Musik über mehr als ein Jahrhundert mit Vergnügen mit wanderten und auf weitere Schöpfungen der Tonsetzer, unserer Landsleute neugierig machten.